22.05.2015 - Erkenbrechtsweiler. Baden-Württemberg, das Schotterwerk Jakob Bauer Söhne. Hier demonstriert Mercedes-Benz seine neuste Antriebstechnologie: Hydraulic Auxiliary Drive.
Mit dem hydraulischen Hilfsantrieb tritt Mercedes-Benz in direkten Wettbewerb mit MAN. Der MAN HydroDrive ist seit rund 10 Jahren eine Alternative zum mechanischen Allrad-Antrieb. Mercedes-Benz will jetzt ebenfalls hier punkten. Der HAD ist verfügbar für die Baureihen Actros, Arocs und Antos. Per Knopfdruck wird die Vorderachse hydraulisch dazu geschaltet. Das System wurde schon vor der Markteinführung von Kunden getestet.
Alle Komponenten des HAD sind im vorderen Fahrzeugteil untergebracht: Hochdruckpumpe, Seitenmodul mit Öltank und Kühler, und die Vorderachse mit den Radnabenmotoren. Wie auch andere Hersteller vertrauen die Schwaben hier auf Radnabenmotoren von Poclain. Die Hydraulikpumpe des HAD ist am Nebenabtrieb des Dieselmotors angeflanscht. Damit steht die volle Zugkraft auch während des Schaltvorgangs zur Verfügung – ein wichtiger Vorteil gegenüber dem mechanischen Allrad.
Ein Knackpunkt bei hydraulischen Antrieben ist der Ölfluss. Die Hochdruckleitungen dürfen nicht verdrehen oder beschädigt werden. Mercedes-Benz hat daher die Achsschenkel und den Radkopf neu entwickelt. Die Zuleitung des Hydrauliköls zu den Radnabenmotoren erfolgt über Achsbolzen und Achszapfen. Die Schlauchleitungen müssen nur Federbewegungen kompensieren, aber keine Lenkbewegungen. Das soll die Lebensdauer und Zuverlässigkeit erhöhen.
Der Volumenstrom beim HAD beträgt bis zu 350 Liter Öl pro Minute. Bei einem maximalen Pumpendruck von 450 bar baut sich an der Vorderachse ein Drehmoment von bis zu 12.500 Newtonmetern auf. Das schafft kein Lkw-Getriebe. Bei so einer intensiven Ölzirkulation entwickelt sich enorm viel Wärme. Zum HAD gehört ein eigener Kühler mit 20 kW Kühlleistung. Bei der Positionierung hat Mercedes-Benz eine eigene Lösung gefunden.
Fischer Weilheim ist Mercedes-Benz Großkunde. Die Flotte umfasst 180 Fahrzeuge an 8 Standorten. Bei Transportmengen von bis zu 5.000 Kubikmeter Material pro Tag und Baustelle machen sich auch kleine Verbesserungen deutlich bemerkbar. Die wichtigsten Argumente hierbei: Nutzlast und Spritverbrauch. Je nach Fahrzeug, ist der HAD rund 350 bis 500 Kilogramm leichter als ein konventioneller Allrad-Antrieb. Das bedeutet gleich mehrere Vorteile.
Der HAD ermöglicht eine Dauerfahrgeschwindigkeit von 15 km/h. Die kurzfristige Höchstgeschwindigkeit liegt bei 30 km/h. Das reicht völlig aus, um sich aus einer schwierigen Offroad-Situation zu befreien. Der HAD bietet somit mehr Flexibilität als ein klassischer 4x2. Fuhrpark-Manager stehen vor der Qual der Wahl: Hinterrad, Allrad oder HAD? Die Komplexität von Investitionsentscheidungen nimmt noch weiter zu. Fischer Weilheim hat die Entscheidung bereits getroffen.
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