Köln - Am 3. März fand erneut die FACHTAGUNG ABBRUCH in Berlin statt. 117 Aussteller und über 1.200 Teilnehmende waren in diesem Jahr der Einladung des Deutschen Abbruchverbandes (DA) zu Europas größter Fachtagung zum Thema Abbruch und Rückbau gefolgt. Wieder erzielte das Branchenevent, das zum dritten Mal im ehemaligen Postbahnhof der Station Berlin stattfand, einen neuen Besucherrekord.
Bauforum24 TV Video (20.09.2021): Größter Abriss im Ruhrgebiet derzeit!
Die FACHTAGUNG ABBRUCH 2023 versammelte Ende Februar mehr als 1.200 Besucher und 117 Aussteller zum Erfahrungsaustausch in der STATION-Berlin. Mit ihrem Mix aus Fachvorträgen, Messe und Kontaktbörse hat sich die Fachtagung Abbruch zu Europas größtem Branchenevent entwickelt.
Die Branche hat darauf gewartet: zwei Jahre fiel die FACHTAGUNG ABBRUCH Corona-bedingt aus, jetzt kamen endlich wieder über 1200 Vertreter und Vertreterinnen der Abbruchbranche und von branchennahen Unternehmen in den Veranstaltungshallen der Station Berlin zusammen. Damit kamen mehr Besucher und Besucherinnen als je zuvor. Sie informierten sich über aktuelle Entwicklungen, technologische Neuheiten und interessante Projekte und nutzten die Gelegenheit zum intensiven Austausch und zum Netzwerken.
Thema Nachhaltigkeit zentral bei der Tagung
Das Thema Nachhaltigkeit und Baustoffrecycling beschäftigte dieses Jahr die Branche ganz besonders. DA-Geschäftsführer Andreas Pocha betonte in seiner Begrüßungsansprache, dass die Abbruchbranche schon lange für den Umweltschutz arbeitet: schließlich werden in Deutschland über 90% aller mineralischen Bauabfälle bereits wiederverwertet, beim Bauschutt sind es sogar 94%. Die EU fordert beim mineralischen Bauschutt gerade mal eine Wiederverwertungsquote von 70%: „Recycler und Abbrecher sind also die wahren Umweltschützer“, so Pocha.
Die großen Krisen der Zeit als Chance für Neues nutzen
Die Keynote wurde in diesem Jahr von dem Journalisten und Publizisten Dr. Hajo Schumacher gehalten. Der ehemalige Spiegel-Journalist schlug den Bogen von den maroden Brücken in Deutschland zu den großen Krisen dieser Zeit: er sieht in der Zeit von Ukraine-Krieg und Klimakrise die deutsche Gesellschaft am Scheideweg. Er plädiert dafür, Politikerinnen und Politikern mehr Verständnis entgegenzubringen. Die Politik könne nicht besser sein als das Volk, das sie wählt - und Wählerinnen und Wähler, die in ihrer Mehrheit derzeit zu den Älteren gehören, wollten auch nicht unbedingt dringliche Probleme wie die Klimakrise oder die Digitalisierung als allererstes lösen. Aber: Krisen würden Möglichkeiten aufmachen, und er hoffe sehr, dass die jetzige Regierung die Chancen nutze, die sich durch die Krisen ergeben, um Deutschland in eine gute Zukunft zu führen. Zum Schluss plädierte er dafür, gut auf unsere Demokratie aufzupassen – und die Vorteile nicht aus dem Blick zu verlieren. Denn, so Schumacher: „Demokratien können Fehler korrigieren – Diktaturen können das nicht“.
Ersatzbaustoffverordnung in der Kritik
Mehrere der folgenden 13 Fachvorträge gingen darauf ein, welche Herausforderung der Wandel zu mehr Nachhaltigkeit auch für die Abbruchbranche bedeutet. Sarah Sinnwell und Michael Wagner von BST Becker Sanierungstechnik GmbH in Bottrop beschrieben die aufwändigen Wege, die beschritten werden müssen, wenn ein Gebäudeabbruch durch die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zertifiziert werden soll, der Jurist Dr. Peter Kersandt von der Kanzlei AVR Berlin beschrieb die Herausforderungen, die durch die am 1.8.2023 in Kraft tretende Ersatzbaustoffverordnung auf die Branche zukommen. Eines der Probleme: noch immer fehle es an einer rechtssicheren Regelung zum Thema Abfallende von Ersatzbaustoffen.
Recycelte Baustoffe sind gut, weil sie geprüft sind
Thomas Fischer von der QUBA GmbH zeigte auf, welche Wege für die Zertifizierung von Sekundärbaustoffen gegangen werden müssen, bevor diese in technischen Bauwerken oder in Bauprodukten verwendet werden dürfen: die Zertifizierung durch die QUBA ist derzeit die einzige, die bundesweit gültig ist. Wie dringend diese Baustoffe gebraucht werden, zeigten Corinna Lee Schmitz und Gianna Kung vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW auf: die gesamte Landesverwaltung NRW will bereits im Jahr 2030 klimaneutral wirtschaften. Der Baubereich soll seinen Anteil mithilfe von recycelten Baustoffen, der Wiederverwertung von Bauteilen und der Nutzung von recyceltem und umweltfreundlichem Beton leisten.
Die Branche bewältigt anspruchsvolle Großprojekte
Welche Herausforderungen gerade Großprojekte mit sich bringen, zeigten unter anderem die Vorträge von Robert Oettinger von der Oettinger GmbH über den Rückbau des KSC-Stadions: der musste bei laufendem Spielbetrieb stattfinden, und von Stefan Scholz und Kurt Bicker von der Firma Max Wild GmbH über den Abbruch der Neckartalbrücke bei Heilbronn: hierfür durfte für gerade mal 48 Stunden der Schiffsverkehr gestoppt werden. Schließlich zeigten die Mitglieder des Sprengausschusses des DA noch eindrucksvoll am Beispiel des „Weiße Riesen“- genannten Wohnkomplexes in Duisburg, dass Sprengen auch in enger Nachbarschaft zu anderen Häusern sicher möglich ist und gegenüber einem herkömmlichen Abbruch u.a. einen großen Zeitvorteil hat.
Die Gelegenheit zum Austausch! Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nutzen den Tag von 8 Uhr früh an bis weit nach Mitternacht außerdem zum intensiven Austausch und Netzwerken – am Abend dann auch ganz entspannt beim gemeinsamen Essen und Trinken beim sogenannten Dialogabend, der vom Berliner DJ Twizzstar musikalisch begleitet wurde.
Weitere Informationen: Fachtagung Abbruch | © Fotos: Jens Jeske
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