Ehingen (Donau) - Irgendwann war es soweit. Nach jahrelanger Vorbereitung haben die Experten des Bauunternehmens Max Wild aus Berkheim bei Memmingen, der Kranverleiher Emil Egger aus St. Gallen, das Bauamt der Stadt Hanau, die Deutsche Bahn und weitere Beteiligte das Konzept für den Rückbau der 1959 gebauten Eisenstraßenbrücke am Westende des Hanauer Hauptbahnhofes fertiggestellt. In der Woche nach Weihnachten wurden die Weichen gestellt und der erste Abschnitt des Brückenabbaus begonnen.
Bauforum24 Artikel (18.03.2025): Liebherr LTM 1650-8.1 Mobilkran
Der LR 1700 von Egger beim Rückbau der Straßenbrücke am Hauptbahnhof Hanau, das 78 Tonnen schwere Brückensegment ist schon angeschlagen und wird per Bandsäge abgetrennt.
Ein überaus komplizierter Rückbau, den das Unternehmen Max Wild aus Berkheim mit seinem Kran-Partner, Emil Egger, in zwei Abschnitten durchführt. Es mussten Bahngleise gesperrt und Oberleitungen abgebaut werden. Eine Behelfsbrücke wurde montiert, Umleitungen eingerichtet und hundert andere Gewerke, Institutionen und Spezialisten auf den großen Rückbau vorbereitet.
Anfang Dezember 2024 war es dann so weit. Sichtbarer Beweis der Mühen war die Montage des LR 1700-1.0 von Liebherr mit einem Gewicht von 900 Tonnen und einem 60 Meter langen Hauptausleger sowie einem 36 Meter langen Derrickausleger. Er reiste auf 38 Lastzügen an und wurde von drei erfahrenen Egger-Kranprofis und einem 120-Tonnen-Telekran in nur drei Tagen aufgebaut und eingemessen. Beweis für das durchdachte modulare Konzept. 50 Tonnen Zentralballast, 150 Tonnen Drehbühnenballast und der große Schwebeballast sorgen für Standsicherheit.
Hebebänder und Anschlagketten werden sorgfältig auf den Hub des 78 Tonnen schweren Brückenteils vorbereitet.
Der erste Rückbauabschnitt war bis 31. Dezember 2024 durchzuführen und bestand aus 15 Hüben von insgesamt 4.000 Tonnen Material. Rückbau mit Sprengung oder Hydraulikhämmern schieden wegen der Umgebung und des empfindlichen Bahnkörpers aus. Max Wild entschied sich für das Heraussägen der einzelnen Segmente mit Gewichten zwischen 70 und 280 Tonnen. Nach der Montage des LR 1700-1.0 starteten die Arbeiten: Gesägt und gehoben wurde rund um die Uhr. Während des Sägens war die herauszutrennende Brückencharge mit Hebegurten und Ketten am LR 1700-1.0 angeschlagen. Die Anschlagmittel waren unter Spannung, denn erst als der letzte Sägeschnitt vollzogen war, wurde die Last freigegeben und schwebte am Haken des Krans.
Stefan Beeler ist seit drei Jahren bei der Emil Egger AG und hat extra wegen des LR 1700-1.0 zum Kranverleiher gewechselt. Er pilotiert diesen Kran rund 600 Stunden pro Jahr und ist besonders mit der extremen Feinfühligkeit hoch zufrieden. Er bestätigt, dass die Montage und Demontage zwar kein Kinderspiel sind, aber dank der hervorragenden Passgenauigkeit, der einfachen Steckverbindungen und der klaren Aufbaurichtlinien in wenigen Tagen mit einem 130-Tonnen-Hilfskran zu bewerkstelligen ist.
Nachtarbeit: Das frei gesägte Brückenelement schwebt am Haken und wird mit einem 180Grad-Schwenk zum Demontageplatz bewegt.
Unvorhersehbarkeiten gab und gibt es bei dem Einsatz reichlich, denn die 38 Lastzüge mit den Komponenten des Liebherr-Raupenkrans LR 1700-1.0 mussten rückwärts unter dem Brückenbauwerk zum Montageplatz fahren. Dort steht der Kran seit Mitte Dezember bis Ende Februar, denn der zweite Teil der Montage mit weiteren 16 Hüben beginnt in der zweiten Februarhälfte. Ausgerüstet mit 60 Metern Hauptausleger und 36 Metern Derrickausleger mit 2 x 8-fach eingeschertem Seil (Winde 1 und 2) ist der LR 1700 das perfekte Werkzeug für diesen sensiblen Brückenrückbau.
Im ersten Rückbauabschnitt wog das schwerste Teil 280 Tonnen. Dafür war es notwendig, zusätzlich 375 Tonnen Schwebeballast aufzunehmen. Eine Herausforderung bestand darin, dass, der Ausleger aufgewippt werden musste, sobald das Bauteil frei wurde und am Haken hing. Der Kran musste dann einige Meter zurückfahren und anschließend um etwa 180 Grad schwenken, um das Brückenbauteil auf dem Demontageplatz sanft abzulegen. Das können viele, die Schweizer können das besonders gut, deswegen ist Simon Walcher, Bauleiter bei Max Wild, davon überzeugt, dass er für diese komplizierte Baumaßnahme mit Egger den richtigen Partner an seiner Seite hat.
Stefan Beeler hat vor drei Jahren bei Egger wegen des LR 1700-1.0 angeheuert. Er lobt die Montagefreundlichkeit und die überaus exakten Angaben der Liccon-Steuerung.
Der LR 1700-1.0 von Liebherr ist der zweitgrößte Kran der Schweiz und im Fuhrpark der Eggers auch der zweitgrößte nach dem LR 11000. „Viel Windkraft gibt es in der Schweiz nicht“, bestätigt Stefan Beeler, Kranfahrer bei Egger. Deswegen sind Bauarbeiten, Montagen, insbesondere bei Brücken, Hochbauten und Industriebauten, sowie Verladungen in Häfen, das Butter- und Brotgeschäft für den LR 1700, der nach drei Jahren Einsatz und 1.800 Betriebsstunden aussieht, als ob er gerade erst das eine Million Quadratmeter große Liebherr-Werk in Ehingen verlassen hätte.
Weitere Informationen: Liebherr-Werk Ehingen | © Fotos: Liebherr
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