Wuppertal, November 2016 - Mit einer umfassenden Road-Show an verschiedenen Standorten in Deutschland und Polen stellt Bell Equipment Deutschland in den Monaten November 2016 bis Januar 2017 seinen neuen knickgelenkten Sechzigtonner Bell B60E im realen Live-Einsatz vor. Die erste Demo wurde bei der Firma Kalkwerde H. Oetelshofen GmbH & Co. KG in Wuppertal OT Oetelshofen ausgerichtet.
Bauforum24 TV Artikel (01.02.2016): Bell B60E Muldenkipper
Video: Bell B60E Dumper 4x4 - Fahrbericht & Test im Steinbruch
„Es ist nicht das erste Mal, dass wir ein neues Modell im Steinbruch vorstellen,“ schickt Andreas Reinert, Verkaufs- und Marketingleiter Bell Deutschland, bei der Maschinenpräsentation Anfang November im Steinbruch der Kalkwerke Oetelshofen bei Wuppertal voraus. „Bereits vor zwölf Jahren tourten wir mit dem damals brandneuen Bell B50D durch den deutschen Hartstein. Für viele Experten war damals noch klar: ‚Der gehört nicht hierher“, beschreibt Reinert die anfängliche Skepsis der Gewinnungsexperten vor dem Einsatz hochkapazitiver Knicklenker in der Förderkette. „Nach der langen Erfolgsgeschichte unseres Fünfzigtonners, den wir gerade auch in Deutschland vor allem in Gewinnungsunternehmen platzieren konnten, haben wir es heute bedeutend leichter. Unsere Technologie hat sich im harten Gewinnungsalltag bewährt, und auch optisch signalisiert unser neuer Sechzigtonner, das wir uns eingehend mit den Bedürfnissen stationärer Betriebe beschäftigt haben.“
Durch Knicklenkung und Allradantrieb verfügt der Bell B60E über hohe Sicherheitsreserven auch unter widrigen Wetterbedingungen.
Über sechs Jahre arbeitete Bell Equipment an der Entwicklung seines neuen knickgelenkten B60E. Bereits frühzeitig soll man sich für das Konzept eines allradgetriebenen Zweiachsers entschieden haben. „Im klassischen Erdbausegment mit seinen überwiegend temporären Baustellen erfüllen unsere Großdumper nach wie vor den Bedarf an hochgeländegängigen schweren Transport fahrzeugen. Nutzlasten um 45 Tonnen lassen sich noch gut in bestehende Ladeflotten integrieren – alles darüber hinaus schafft neue Herausforderungen an die Logistik, die wie die extrem hohen Anforderungen an die 6x6-Fahrzeugtechnik zunächst einmal die Wirtschaftlichkeit in Frage stellen,“ erklärt Andreas Reinert. Ganz anders die überwiegend stationäre Gewinnung: Hier spielen ultimative Offroad-Qualitäten und niedriger Bodendruck eine eher untergeordnete Rolle, hier zählen hohe Umlaufchargen, wie sie klassische 4x2-Starrrahmenkipper leisten.
In engen Kehren bergab sorgt der einstellbare Automatikretarder für kontrollierte Fahrbewegungen
„Wir wissen aber aus den Erfahrungen mit unseren Großdumpern B45/B50, dass Betriebe mit schwieriger Topographie oder sehr wechselhaften Witterungsbedingungen von der großen Wendigkeit eines Knicklenkers und besserer Allrad-Traktion profitieren. Vor allem aus diesen Kreisen kamen denn auch die Anfragen nach einem Fahrzeug mit diesen Eigenschaften bei allerdings größeren Kapazitäten im Gesteinstransport.“ Auf Basis des Bell B50D entstanden ab 2012 erste Prototypen, die schnell den Weg in Kundenbetriebe in Südafrika fanden. Die Kombination aus Dumper-Vorderwagen, Dreh-/Knickgelenk und neugestaltetem Hinterwagen mit typischer Gesteinsmulde bewährte sich laut Hersteller derart, dass nach der offiziellen Marktpräsentation im Herbst 2013 eine erste Kleinserie des Bell B60D in südafrikanischen Steinbrüchen und Tagebauen platziert werden konnte.
Schweres Gelände in Haldenbereichen oder bei Neuaufschlüssen meistert der knickgelenkte 4x4 besser als konventionelle Starrkipper.
Nach diesem Achtungserfolg und jetzt zunehmend auch unter internationaler Beobachtung trieb der Knicklenkerspezialist die Entwicklung weiter voran. Die Übernahme der E-Serien-Großdumperbasis brachte ein neues Design, neue Antriebs- und Steuerungstechnologien sowie neue Komfort- und Sicherheitslösungen. Die Strukturen von Hinterwagen und Gesteinsmulde wurden weiter optimiert, die anfangs starre Hinterachse wich zugunsten besserer Fahreigenschaften einer federnd aufgehängten 70-Tonnen-Achse des deutschen Herstellers Kessler.
Der direkte Vergleich mit dem aktuellen Bell-Vierzigtonner macht die Dimensionen des B60E deutlich.
Zur Bauma Weltpremiere trat der neue Bell B60E mit den Kenndaten von 55,0 t Nenn-Nutzlast bei 35 m³ Muldeninhalt (SAE 2:1) und einem Leergewicht von rund 42,5 t an. Im einschließlich des Dreh-/Knickgelenks weitgehend zum Bell B50E baugleichen Triebkopf arbeitet ein 15,6-l-Reihensechszylinder des angestammten Bell-Motorenpartners Mercedes-Benz/MTU. Das 430 kW starke Aggregat liefert ein maximales Drehmoment von 2750 Nm und erfüllt EU Stufe IV/Tier 4final durch ein kombiniertes EGR-/SCR-Verfahren auch ohne wartungsintensive DPF-Nachbehandlung, so der Hersteller.
Eine Allison-Siebengang-Automatik leitet die Kraft über ein Kessler-Verteiler-Getriebe an die Vorder- und zwillingsbereifte Hinterachse (vorne: 875/65 R29: hinten: 24.00R35). Wie in den großen Bell 6x6 übernehmen Ölbadlamellenbremsen an allen Rädern mit separat gekühlten Bremsölkreislauf die automatische, vorwählbare Retarderfunktion. Dank Dreh-/Knickgelenk halten am Bell B60E alle Räder jederzeit Bodenkontakt.
Dank SKW-typischer Lade-Charakteristik fügt sich der Bell B60E nahtlos in bestehende Fuhrparke und Abläufe ein.
Bis auf die deutlich nach außen gerückten Außenspiegel erwartet den Fahrer der Arbeitsplatz der Bell-Standardkabine. Der Bell B60E besitzt das vollständige Set an Diagnosefunktionen und Assistenz-Systemen, die Bell Equipment bereits seit langem als serienmäßige Unterstützung bietet. Allen voran die Onboardwaage, über deren Echtzeitdaten die adaptive Comfort-Ride-Frontfederung gesteuert wird, und die in Zusammenarbeit mit weiteren Sensoren (Nick-/Rollsensor) das produktive und sichere Laden, Fahren und Kippen mit dem bei 97,5 Tonnen Gesamtgewicht maximal 47 km/h schnellen Knicklenker gewährleisten soll.
Die Geometrie der 35-m³-Gesteinsmulde mit flachem Boden beschleunigt Ladespiele deutlich ge-genüber den typischen V-förmigen Erdbaumulden.
Argumente für die Nische
„Viele Kunden und Experten bewerten unser neuartiges Fahrzeugkonzept zunächst einmal in Abgrenzung gegenüber der hochflexiblen 6x6-Offroadtechnik oder klassischen Gesteinsmulden. Als typischer „Crossover“ wird der Bell B60E diese Spezialisten auf ureigenem Terrain natürlich nie schlagen, im spezifischen Einzelfall kann er jedoch eine ideale Ergänzung bestehender Flotten oder eine echte Alternative zu einzelnen Schlüsselmaschinen darstellen,“ positioniert Bell-Verkaufsleiter Andreas Reinert das neue Angebot auch gegenüber dem eigenen 6x6-Programm.
Beim Abkippen sind die SKW-typisch unter der Gesteinsmulde wirkenden Kippzylinder zu erkennen.
Bell B60E Muldenkipper beim Abladen
„Im schweren Gelände wird der 4x4 den konventionellen Großdumpern immer hinterher fahren. Gibt es jedoch ausreichend gepflegte Fahrwege – wie z .B. im Lockergesteinsabbau – kann er mit höherer Tonnage bei geringeren Personalkosten punkten.“ Stimmen die Voraussetzungen prognostiziert Reinert sogar direkte Einsparungen durch niedrigere verschleißbedingte Wartungskosten für Antriebsstrang und Reifenausstattung. „Gerade auf hartem Untergrund zeigen Dreiachser schnell Reifenverschleiß an Mittel- und Hinterachse, was nicht zuletzt bei den exotischen Sondergrößen neuer Groß 6x6 zu erheblichen Mehrbelastungen gegenüber unserer Steinbruch-Standardbereifung führen kann.“ Das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit mit 4x2-SKW: Die breite flache Gesteinsmulde des Bell B60E entspricht in Ladehöhe und Füllcharakteristik bestehenden Ausrüstungen in Stationärbetrieben. Damit soll er sich besser als 6x6 in Flotten einfügen lassen, deren erdbautypische V-Langmulde längere Ladezyklen, schlechtere Füllgrade und evtl. auch Höhenprobleme beim Abkippen in Einhausungen bringen kann.
Die 70-Tonnen Hinterachse des deutschen Herstellers Kessler ist über zwei Dämpfer-Elemente federnd gelagert. Die 24.00R35-Zwillingsbereifung ist Steinbruch-Standard.
Als wichtigste Vorteile gegenüber konventionellen Starrkippern führt Andreas Reinert die geringere Witterungsanfälligkeit dank besserer Traktion des knickgelenkten 4x4 an: „Bei Regen oder Schnee fährt man einfach sicherer und länger. Damit lässt sich die Produktion im Werk hoch halten – für kleinere Betriebe wird der Bell B60E im Zweifel sogar zur echten ‚Produktionsversicherung‘ bei anhaltenden Schlechtwetterperioden oder mildert wetterbedingte Saisonverschiebungen ab. Je nach betrieblicher Organisation kann auch die höhere Maschinenauslastung durch Einsätze bei Neuaufschlüssen oder in der Rekultivierung wirtschaftliche Vorteile bringen.“
1:1 Vergleiche bei Vorserientests zeigten laut Bell zudem ein großes Einsparungspotenzial bei den Betriebs- und Wartungskosten (z.B. 25% Treibstoff), das natürlich im Einzelfall gegen geringere Stundentonnagen oder auch die längere Lebensdauer von konventionellen SKW gegen gerechnet werden muss.
„Wir sind zuversichtlich, dass wir nach dem Produktionsstart des Bell B60E in unserem Stammwerk Richards Bay schon bald die ersten Maschinen im Markt platzieren können,“ kommentiert Andreas Reinert optimistisch die ersten Kundenreaktionen bei der angelaufenen Road-Show, zu der Bell Deutschland insgesamt rund 100 Vertreter von Unternehmen aus seiner gesamten mittel- und nordeuropäischen Vertriebsregion eingeladen hat.
Der Bell B60E besitzt die Standard-Kabine der neuen Bell E-Serie und bietet ebenso vielseitige Diagnose-Funktionen und Assistenten für typische Arbeitssituationen.
Unter der elektrisch öffnenden Motorhaube liegt der 430 kW starke 6-Zylinder-Reihen-Diesel von Mercedes-Benz/MTU.
Sie präsentierten das neue 4x4-Flaggschiff von Bell Equipment (v. l.): Europa-Direktor Marc Schürmann und Andreas Reinert, Verkaufsleiter Bell Deutschland.
Weitere Informationen: Bell Equipment (© Fotos: Bell Equipment/tb)
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