Bauforum24 1.291 Geschrieben 27. Juni 2013 Geschrieben 27. Juni 2013 Eine europaweit neuartige und 85 m lange Spannbandbrücke in Tirschenreuth, Oberpfalz ist das bauliche Highlight der dort stattfindenden Landesgartenschau 2013. Die elegante Holzbrücke verbindet die Altstadt mit dem Gartenschaugelände rund um den Fischhof, dem ehemaligen Sommersitz der Waldsassener Äbte. Der Entwurf dieser ungewöhnlichen Brücke stammt vom jungen Berliner Architekturbüro Annabau, in Arbeitsgemeinschaft mit der Ingenieurgesellschaft Schüssler-Plan, Berlin. Die 82 Meter lange Spannbandbrücke von Annabau in Tirschenreuth.Gemäß dem Motto der Gartenschau ,Natur in Tirschenreuth 2013' war Holz das Material der Wahl. Holzbrücken haben eine sehr lange Lebensdauer, sind umweltfreundlich und nachhaltig, da heimische Holzarten verwendet werden können. ?Zudem steht der ,Holzkörper' der Brücke in Bezug zur Bedeutung des Holzes in der Geschichte und dem Namen der Stadt Tirschenreuth und nimmt direkt Bezug auf die Anwendung von unbehandeltem Holz in der regionalen Architektur", erläutern Moritz Schloten (Architekt) und Sofia Petersson (Landschaftsarchitektin) den Grundgedanken ihrer Entwurfsidee. Optisch bietet die doch recht massive Holzkonstruktion einen dynamischen und eleganten Anblick.Im Rahmen der Landesgartenschau 2013 wurde der historische Stadtteich wieder angelegt und somit steht nun auch die benachbarte steinerne Fischhofbrücke aus dem 18. Jahrhundert wieder im Wasser. Beide Brücken stehen mit ihrer Konstruktion und Formensprache für die Zeit ihrer Entstehung. Erstmals kam bei der neuen Fußgänger- und Radwegbrücke von Annabau eine Baukonstruktion zur Anwendung, bei der 480 Holzbohlen und 960 Brüstungshölzer auf den nur 25 mm dicken und 15 Tonnen schweren stählernen Spannbändern aufliegen. Das Schwingungsverhalten bei einer Spannweite von 87 Metern musste erst erprobt werden, da hierzu keine Erfahrungswerte vorlagen. Schulklassen durften sich während des Baus an Nutzungstests beteiligen. Die 480 Holzbohlen und 960 Brüstungshölzer der Spannbandbrücke liegen auf den nur 25 mm dicken und 15 Tonnen schweren stählernen Spannbändern auf.Die Tragkonstruktion besteht aus zwei Widerlagern und einem Umlenksattel auf einer V-förmigen Stütze in der Mitte, um den Durchhang zu minimieren. Die Widerlager der 3,90 m breiten Brücke sind auf bis zu 40 Meter tief in die Erde getriebenen Bohrpfählen gegründet. Das Spannband wird an den beiden Enden der Brücke im Widerlager verankert und in Brückenmitte über einen Umlenksattel geführt. An den Widerlagern sind die hochfesten Stahlbänder befestigt und unter Spannung gesetzt. Für die Bohlen der Bodenfläche und der Seitenwände und Geländer wählte man Berglärche aus dem Altvater-Gebirge aus, eine Holzart, die den Anforderungen an Dauerhaftigkeit und Witterungsbeständigkeit entspricht. Baubeginn war im Oktober 2011, die Einweihung fand am 29. Mai 2013 statt, dem Eröffnungstag der Landesgartenschau.Prämierung der Brücke als begehbare SkulpturDas Büro konnte sich mit seinem ungewöhnlichen, skulpturalen Brückenentwurf im landschaftsplanerischen Wettbewerb nicht zuletzt deswegen durchsetzen, weil das Büro Annabau Landschaftsarchitektur und Hochbau vereint, was im von der Bayerischen Architektenkammer prämierten Entwurf zum Tragen kommt. Durch die Reduktion auf Bohlen und Pfosten über einer geschwungenen Grundform vermittelt die Spannbandbrücke den Eindruck einer begehbaren Skulptur.Städtebaulicher AnsatzÜber den Zeitraum der Landesgartenschau hinaus erfüllt die Brücke ihre städtebauliche Funktion, den Mittelpunkt der Altstadt von Tirschenreuth, den Maximiliansplatz, mit dem Fischhof, dem Ortsteil Lohnsitz und dem späteren Freizeitgelände (ursprünglich Landesgartenschau) zu verbinden. Optisch bietet die doch recht massive Holzkonstruktion einen dynamischen und eleganten Anblick, konstruktive Elemente sind weitgehend unsichtbar. Dies entspricht dem Anspruch, den die Entwerfer an sich selbst gestellt haben: ?Die technische Herausforderung wird erlebbar als Ergebnis der prägenden Gedanken und den Möglichkeiten unserer Zeit", so Sofia Petersson und Moritz Schloten von Annabau zu ihrem Entwurf.Die Brücke in Tirschenreuth wurde wegen ihrer besonders zeitgenössischen architektonischen Anmutung und Ausgestaltung mit in die Auswahl der diesjährigen ,Architektouren' der Bayerischen Architektenkammer am 29. und 30. Juni mit aufgenommen.Führungen mit Moritz Schloten und Sofia Petersson von Annabau in Tirschenreuth, Oberpfalz:Samstag, 29. Juni 2013, 15.00 UhrSonntag, 30. Juni 2013, 12.00 UhrEintrittskarte für "Natur in Tirschenreuth" erforderlichTreffpunkt: hinter dem EingangRegensburger Straße 1995643 Tirschenreuth Weitere Informationen: Annabau Webseite (© Fotos: Joosten / Annabau) Mehr News aus der Baubranche... Zitieren
m.bauer 0 Geschrieben 27. Februar 2014 Geschrieben 27. Februar 2014 Wow, architektonisch wertvoll und ein absoluter hingucker. Sollten sich andere deutsche Städteplaner mal genauer anschauen! Und dass es sich hierbei um eine begehbare Skulptur handelt kann ich vollstens nachvollziehen. Vielen Dank für die Info! Zitieren
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