Max Bögl baut EM-Stadion in Wrocław, Polen

[Bauforum24 1.291]

Am Wochenende vom 17. Januar wurde der Vertrag zum Bau einer rund 42.000 Zuschauer fassenden, multifunktionalen Fußballarena mit der Stadt Wrocław (Polen) unterzeichnet. Das Stadion wird nach UEFA-Standard gebaut und wird im Sommer 2011 für erste Spiele zur Verfügung stehen. Der Auftrag wird von dem Unternehmen Max Bögl Polska Sp. z.o.o. sowie der Max Bögl Bauunternehmung aus Deutschland ausgeführt. Das Auftragsvolumen beträgt rund 655 Mio. Zloty (ca. 163 Mio. ?).

Allgemeine Projektbeschreibung
Das Stadion und das städtebauliche Umfeld sind als Gesamtensemble gestaltet und jeweils in Bauabschnitten variabel realisierbar. Die funktionale und gleichzeitig zeichenhafte städtebauliche Struktur ist Grundlage für den Masterplan geworden.

Die fußläufige Erschließung erfolgt über ein in Nord-Süd-Richtung verlaufendes Plateau, das zum Stadion hin sanft bis auf die erste Promenadenebene ansteigt. Die hierdurch erreichte Trennung des allgemeinen Besucherverkehrs vom übrigen Zugangsverkehr ermöglicht eine gute Funktionalität des Stadions und bietet gleichzeitig einen gebührenden Empfang aller Stadionbesucher.

Konzipiert als klassisches Zwei-Rang-Stadion mit eingeschobener Logenebene wartet das Bauwerk mit einer Besonderheit im Stadionbau auf. Während üblicherweise Stadien ihre Nutzflächen kompakt unter die Tribüne schieben und Aussentreppen die Ränge erschließen, werden hier die Tribünen freigestellt und die Nutzflächen sowie Promenaden nach außen gelegt. Die somit entstehenden innenliegenden großzügigen Lufträume dienen der Erschließung über offene Treppenanlagen und bieten den Blick auf die illuminierte Unterseite des Tribünenbauwerks. Der obere Tribünenrang wird über Verbindungsbrücken mit der oberen Promenade verbunden.

Die Außenhaut als umlaufende Netzstruktur und die ovale Grundform des Daches sind charakteristisch für das neue Stadion. Das EM Stadion wird mit seiner unverwechselbaren Gestalt ein Symbol für die Stadt Breslau darstellen. Grundlage für die Planung des Stadions sind die neuesten Vorgaben der UEFA und der FIFA, in denen bereits die Erkenntnisse aus der Weltmeisterschaft 2006 umgesetzt wurden.

Alle Sitzplätze sind überdacht und bieten uneingeschränkte Sicht auf das Spielfeld. Das Stadion verfügt über zwei umlaufende Promenadenebenen mit Versorgungseinrichtungen, einen Businessclub und eine VIP Lounge auf der Westseite sowie alle erforderlichen Räumlichkeiten für die Teams, Funktionäre und die Medienvertreter.

Zusätzlich werden auf der Logenebene Incentive Boxen und Konferenzräume mit davorliegenden Sitzplatzreihen und Sicht auf das Spielfeld angeboten. Büroflächen, ein Sportrestaurant, ein Physiotherapiezentrum, Fitness, ein Casino, eine Discothek u.v.a. runden das Angebot an integrierten Nutzungen ab.

Statik
Dieses Stadion besteht grundsätzlich aus 3 Elementen:

• Aus einer Stahlbetonkonstruktion der Tribünen
• Aus auf einem Oval ausgerichtete Stahlkonstruktion über den Tribünen, deren Außenkante wiederholt wurde und so vier zusätzliche Ringe bildet
• Aus einer Glasfaseraußenhaut mit Teflonbeschichtung PTFE die an den Außenringen befestigt ist

Die Stahlbetonkonstruktion besteht aus Fertigbauteilen und Ortbeton. Die erste Gruppe umfasst kreisförmige und rechteckige Stützen, Tribünen (ein Bauteil besteht aus 3 Stufen) und Riegel im Bereich der Ebene 0 und 1. Die Hauptriegel aufgrund der Länge werden jedoch aus Ortbeton gebaut. Im Erdbereich enden die meisten Stützen in Einzelfundamenten. Fragmentarisch kommt hier auch eine Bodenplatte vor.

Bei der oval ausgerichteten Dachkonstruktion handelt es sich um eine filigrane Stahlkonstruktion, welche im Wesentlichen aus 38 radial ausgerichteten ebenen Fachwerkträgern, einem äußeren, im Grundriss elliptisch gekrümmten und als Dreigurtfachwerkträger ausgebildeten Randträger, der gleichzeitig auch den Übergang zur Fassade darstellt, sowie tangential verlaufenden Fachwerkpfetten besteht.

Die Fassade für das neue Stadion umhüllt das gesamte Stadion und scheint 3 Meter über der Hauptpromenade zu schweben. Die Fassade besteht aus 5 elliptisch gekrümmten umlaufenden Ringträger (gebogene Rohrquerschnitte), über die eine semitransparente Netzmembrane gespannt wird. Der unterste und der oberste Ringträger (Randträger) verläuft jeweils horizontal, während die Ebenen der dazwischenliegenden 3 Ringträger geneigt sind. Darüberhinaus sind die oberen 4 Ringträger nordwärts leicht gegeneinander verschoben. Aus dieser Verzerrung resultiert eine zusätzliche Dynamik der Fassadenoberfläche.

Datenblatt

• Gesamtkapazität: 42.737 Sitzplätze
• Parkplätze: ~ 5.000 PKW, 104 Busse

Projektlegende / Angaben:

• Bauherr: Stadt Wrocław / Euro 2012
• Architektur: JSK Architekci ? Wrocław / JSK Architekten - Düsseldorf

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Unternehmenslink: www.max-boegl.de

(Modell&Foto: JSK Architekci Sp. z o.o./www.studio-koslowski.de)