Bauforum24 1.278 Geschrieben 1. Dezember 2005 Geschrieben 1. Dezember 2005 (bearbeitet) Stetten, im November 2005 (zep/AB). Der Winter kommt. Und mit ihm wieder vereiste Straßen. 150 Meter tief in der Erde unter dem idyllischen Örtchen Stetten in Schwaben bereitet man sich im ältesten in bergmännischer Auffahrung produzierenden Salzbergwerk Deutschlands schon eifrig auf die Abwehr vor. In einem unterirdischen Streckennetz von etwa 240 Kilometern Gesamtlänge fördern rund 60 Mitarbeiter pro Jahr eine Menge von 500 000 bis 600 000 Tonnen Salz zu Tage. In harten Wintern wie 2004/2005 wird etwa die Hälfte der Produktion für die Herstellung von Auftausalz zur Straßensicherung verwendet.Weil das Wetter extremer und unberechenbarer wird, hat das zur Wacker-Chemie GmbH gehörende Salzbergwerk, um die Versorgungssicherheit auch in sehr kalten und langen Wintern gewährleisten zu können, zum Laden und Abtransportieren des Rohmaterials zwei Cat Radlader 980G II erworben. Diese 30-Tonnen-Geräte mit einer Ausbrechkraft von 233 kN sind so groß, dass sie in vielen Einzelteilen auf einer steilen Betonrampe in das Bergwerk transportiert und vor Ort montiert werden mussten. Die beiden Maschinen, welche die Bergwerksleute unter Tage warten und betanken, werden nun für viele Jahre das Tageslicht nicht mehr erblicken. Die Radlader sind im Zwei-Schicht-Betrieb 16 Stunden am Tag im Einsatz. Im Winter sogar bis zu 22 Stunden pro Tag. Dabei werden an diese Maschinen in allen Belangen extrem hohe Anforderungen gestellt. Das fängt damit an, dass die Geräte zum freien Frischluftpotenzial des Bergwerks passen müssen. Denn unter Tage ist die Verfügbarkeit von frischer Luft keine Selbstverständlichkeit. Zwar gibt es Belüftungsanlagen und so genannte Wettertüren, um die ?Wetter?, also die Frischluft, zu regulieren. Doch muss sehr darauf geachtet werden, dass die Emissionswerte der verwendeten Geräte sowie der Kraftstoffverbrauch niedrig sind. Auch an Leistung und Widerstandsfähigkeit der Maschinen werden hohe Ansprüche gestellt. Die Radlader legen unter Tage lange Strecken zurück und transportieren pro Stunde rund 200 Tonnen Rohstoff. Und auch der Salzstaub greift die Maschinen an. Um den Bergwerksbetreibern einen effektiven, sicheren und vorschriftgemäßen Einsatz der Radlader gewährleisten zu können, hat die Zeppelin Baumaschinen GmbH im Vorfeld eine Einsatzberatung durchgeführt. Die technischen Nachweise zur Erfüllung der Vorschriften waren Aufgabe von Zeppelin-Servicetechniker Andreas Goll. So konnte dem Kunden bereits im Vorfeld die Sicherheit gegeben werden, dass seine Anforderungen erfüllt werden. Zeppelin-Servicetechniker und Mitarbeiter des Salzbergwerks bereiten den 20 Tonnen-Rumpf des Cat Radladers 980 G II für den Transport unter Tage vor.Steinbruch mit Deckel draufDie Zeppelin Niederlassung Böblingen hat die Geräte außerdem mit Sonderausrüstungen versehen. So haben die Böblinger Servicetechniker beispielsweise die elektronischen Komponenten besonders gegen das Salz geschützt, den Kühler umgebaut und eine Löschanlage eingebaut, die auch im Rennsportbereich eingesetzt wird. Bei der Maschinenwahl hat sich Cat laut Bergwerksdirektor Alfred Höllerbauer auch ?gegen die starke Konkurrenz der Bergbaulader durchgesetzt?. Hierbei stellt er neben dem geringen Kraftstoffverbrauch und der ?legendären Leistungsfähigkeit? der Cat Maschinen die ergonomischen Qualitäten der Radlader heraus: ?Im Winter arbeiten unsere Fahrer bis zu 12 Stunden. Da müssen ihnen günstige Bedingungen geboten werden. Denn wir wollen nicht nur die Verfügbarkeit der Maschinen steigern, sondern auch die Zufriedenheit der Fahrer.? Weitere wichtige Gründe für die Entscheidung sei das leistungsstarke Servicenetzwerk von Zeppelin inklusive Ersatzteilverfügbarkeit und Full-Service gewesen. ?So haben wir die Garantie über die hundertprozentige Verfügbarkeit der Maschinen. Zudem wissen wir, dass Zeppelin und Cat in Steinbrüchen sehr hohes Ansehen genießen. Und ein Bergwerk ist im Endeffekt auch nichts anderes als ein Steinbruch mit Deckel drauf.? Bei der Arbeit im Salzbergwerg Stetten werden an die Cat Radlader in allen Belangen extrem hohe Ansprüche gestellt von Emissionswerten, über Widerstandsfähigkeit bis hin zum Wohlbefinden des Fahrers. Down Town ManhattanIm Salzbergwerk Stetten, das 1852 auf Anregung des Preußenkönigs Friedrich Willhelms IV errichtet wurde, wird heute im Kammer-Festenbau abgebaut. Dabei werden zunächst Hauptvorrichtungsstrecken wie Straßen in die Lagerstätte getrieben. Entlang dieser Straßen wird das Salz rechts und links in rund zwölf Meter breiten und sechs bis acht Meter hohen Abbaukammern gewonnen. Zwischen den Kammern bleiben jeweils rund acht Meter mächtige Salzfesten stehen. Aus Sicherheitsgründen wird also nur etwa ein Drittel des Salzvorkommens abgebaut. Dadurch ist inzwischen ein Streckennetz unter Tage entstanden, das an den schachbrettartigen Aufbau moderner Städte erinnert. Alle Strecken zusammen haben eine Länge von 240 Kilometern, das Gesamtgebiet ist in etwa so groß wie Down Town Manhattan. Mit der Herstellung von Auftausalz für den Winterdienst begann man 1960. Im Durchschnitt landet rund ein Drittel des Salzes auf der Straße. Anders als zu Beginn der Salzproduktion, sind die Wintermonate damit heute geschäftige Zeiten. Denn Wetter lässt sich nicht planen und Salz kann nur bedingt auf Vorrat produziert werden, da es unbehandelt nicht unbegrenzt lagerfähig ist. Wenn Salz länger als acht bis zehn Wochen liegt, backt es zusammen und ist nicht mehr streufähig. In Stetten wird es deshalb mit einem Antibackmittel vermischt und unter Tage gelagert, wo die Luft extrem trocken ist.Urzeitliche MeeresbeckenWas passiert mit dem Salz, das nicht als Auftausalz für die Straßen verwendet wird? Es fließt aufgrund seiner Reinheit - nach der Aufbereitung enthält es mindestens 99 Prozent NaCl - in die Industrieproduktion. Ein erheblicher Teil des in Stetten produzierten Industriesalzes wird an den Wacker-Standort im bayerischen Burghausen geliefert, wo es zur Herstellung von Siliconen, Reinstsilicium, organischen Zwischenprodukten und hoch-disperser Kieselsäure benötigt wird. Weitere Produkte sind Gewerbesalz, zum Beispiel zur Wasserenthärtung oder zum Glasieren von Tonwaren, Lecksteine als Tierfuttermittel sowie NaCl-Sole. Steinsalz kann je nach Vorkommen bis zu 600 Millionen Jahre alt sein. Ursprung sind urzeitliche Meeresbecken, aus denen das Wasser langsam verdunstete, so dass eine Salzschicht nach der anderen entstand. Diese ausgetrockneten Meere wurden später mit Ablagerungen aus Anhydrit, Calciumsulfat oder Ton wasserdicht verschlossen. In den Salzstöcken Niedersachsens reichen die Salzablagerungen bis zu 4 000 Meter in die Tiefe und haben eine Mächtigkeit von bis zu 700 Metern. In Stetten findet sich Salz schon in 100 bis 150 Metern Tiefe bei einer Mächtigkeit von 5 bis 15 Metern. Steinsalz enthält typischerweise Feststoffe aus den angrenzenden Gesteinsschichten und Verunreinigungen, die entfernt werden müssen. Die Salzvorräte in den derzeit bekannten Lagerstätten werden weltweit auf 3,7 Billionen Tonnen geschätzt. Das Salzbergwerk Stetten hat insgesamt Förderrechte auf 180 Quadratkilometern Fläche. Damit ist die Salzproduktion laut Alfred Höllerbauer für mindestens 60 weitere Jahre gesichert. bearbeitet 1. Dezember 2005 von Bauforum24 Zitieren
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