leof.22 2 Geschrieben 9. Juli 2022 Geschrieben 9. Juli 2022 Hallo zusammen, nachdem ich vor zwei Monaten das Hubseil mit samt den Rollen im Katzseil getauscht viel mir nun auf, dass die Hubseilbremse nicht mehr gut hält. Beim Nachstellen viel mir dann auf, dass einer der Arme des 3-armigen Alubauteils an dem Bremsluftmagneten abgerissen war (siehe ersten beiden Bilder). Zuerst wollte ich das Teil neu kaufen - habe allerdings nur ein Angebot für einen kompletten, gebrauchten Bremsluftmagneten bekommen - 1500 Euro 😉 Habe darauf hin die Bremse einmal ausgebaut und mir das eh schon defekte Aluteil einmal genauer angeschaut: Das ist innen teil Hohl und mit einer großen M14er Mutter verbunden. Das Aluteil konnte man auf der Mutter leicht bewegen... Als Ersatz habe ich mir in einer gleich starken Stahlplatte die drei benötigten 10,5mm starken Führungslöcher gebohrt und in der Mitte ein M14er Gewinde geschnitten (siehe letztes Bild). Nun meine Frage an euch: Weiß jemand warum das Originalteil so aufwändig/komisch aus Alu gefertigt wurde? Oder anders gefragt: Spricht etwas gegen meine Lösung? Die einzige Idee auf die ich komme, warum Alu verbaut wurde, hat mit dem Magnetfeld zu tun. Aber hiervon ist das Bauteil viel zu weit entfernt... Auch gewichtstechnisch fällt mir nicht ein, warum es Alu sein müsste. Und dann noch so aufwändig gefertigt?! Bin schon gespannt auf eure Einfälle... DANKE! Zitieren
Aka 1.776 Geschrieben 9. Juli 2022 Geschrieben 9. Juli 2022 ...an der Hubwerksbremse würde ich nie und nimmer irgendwelche selbst gebastelten Teile verbauen und wenn sie noch so unwichtig, nebensächlich erscheinen. Dabei handelt es sich neben der Überlasteinrichtung um eines der sicherheitsrelevantesten Bauteile eines Kranes. Wenn eine Last abstürzt gibts ein riesiges Trara, wird dabei jemand getroffen, verletzt oder -was nicht unwahrscheinlich ist- getötet zerlegt ein Sachverständiger als erstes die Hubwerksbremse, findest spätestens mit Rücksprache des Hersteller bzw. entsprechende technische Unterlagen diese / deine Teile und ein Staatsanwalt reißt dir den aber mal richtig auf. Auch wenn du keinerlei Typ-/Kranbezeichnungen genannt hast... ein Kran ist kein Spielzeug & unter allen Baumaschinen schon so eine Art "Krone der Schöpfung"... ein Kran ist insgesamt ein sicherheitstechnisch sehr sensibler Bereich, wenn da etwas schief geht, dann ist man sehr schnell sehr nah am Gau. Und das sieht / zeigt sich nun einmal auch auf der Kostenseite... wenn 1.500,-€ für ein sicherheitsrelevantes Bauteil schon nicht drin sind, dann sollte man sich wirklich grundsätzlich überlegen, ob ein Kran das ist was man braucht... zumal der Rest auf deinen Bildern auch nicht mehr so neuwertig / vertrauenswürdig aussieht. PS: ...wir haben z.B. auch schon mal 3.000,-€ für eine Hubseiltrommel ausgegeben... war damals blöd, weil einem der Kranmonteure ein etwas größerer Hammer ausgekommen ist und dummerweise die Seiltrommel aus Grauguß getroffen hat, dabei ist genau die Ecke rausgebrochen, wo das Hubseil mit 1 oder 2 Seilklemmen festgeschraubt wird. Auch wenn der eigentliche Kraftschluß durch die mindestens 3 auf der Trommel verbleibenden Wicklungen gewährleistet wird haben wir da nicht irgendwie gebastelt sondern in den sauren Apfel gebissen und Liebherr die 3.000,-€ für ne neue Grauguß-Hubseiltrommel gegeben.... blöderweise hat Liebherr die Angewohnheit, dass die Ersatzteile zwar jederzeit noch verfügbar sind aber mit dem Alter der Krane / des Krantyps immer teurer werden... und das war schon ein recht altes Modell. 1 Zitieren
leof.22 2 Geschrieben 10. Juli 2022 Autor Geschrieben 10. Juli 2022 (bearbeitet) Danke Aka für deine Antwort. Es ist ein Liebherr 20K - Baujahr 1971. Bei den bauartspezifischen Bauteilen gibt es keine Neuteile mehr. Auch die 1500 Euro für den Ersatz ist lediglich ein Gebrauchtteil, von dem ich auch nicht weiß wie gut hier noch alles ist... Bin halt dabei den Kran in Schuss zu halten. Nur weil er unten schon Rost angesetzt hat, heißt es ja nicht, dass er nicht sicher ist. Der Vorbesitzer hat den Hubseilmotor und die Bremsbeläge und Trommel getauscht. Wir haben Hubseil und Laufrollen am Katzteil getauscht. 3/4 des Krans wurde auch schon vom Rost befreit, grundiert und neu gestrichen. Ist ja im Vergleich zu den neueren Modellen fast doppelt so viel Stahl dran... Grundsätzlich stimmte ich dir voll und ganz zu: das beste wäre einfach ein Neuteil zu kaufen. Aber wenn es keine Teile mehr gibt finde ich es durchaus überlegenswert sich zu überlegen, wo man was wie ersetzen kann. Wenn dir am Oldtimer die Achse bricht wirfst du ihn ja auch nicht weg 😉 Man macht sich schlau und überlegt, wie man das Bauteil SICHER ersetzen kann... Gleiches möchte ich auch hier mit dem 3-armigen Bauteil machen und ich dachte, vllt. weiß hier im Forum jemand Bescheid 😉 Vllt. noch kurz zum "Ersatzteil": Ist aus einer 15mm dicken Eisenplatte geschnitten. Statt der originalen Eisenmutter habe ich ein M14 Gewinde in die Mitte geschnitten. Die drei Löscher dienen ja lediglich zur Führung des Bauteils in den Gewindestäben. Um das M14-er Gewinde sitzt die Stahlfeder auf, die die Bremsbacken bei fehlendem elektromagnetischem Feld gegen die Bremstrommel drückt... Mich würde interessieren, warum das werkseitig nicht so gemacht wurde. Ist ja sicherlich einfacher, als der aufwändige Alu-Drei-Arm.... Liebe Grüße bearbeitet 10. Juli 2022 von leof.22 Zitieren
leof.22 2 Geschrieben 10. Juli 2022 Autor Geschrieben 10. Juli 2022 So - für alle die es auch einmal reparieren müssen: Habe mit einem Maschinenbauer gesprochen, der hauptsächlich Ersatzteile für Baumaschinen fräst. Meine Konstruktion ist wesentlich stabiler, als das originale Bauteil - insofern steht dem Einsatz überhaupt nichts im Wege. Warum also macht das Liebherr so? Die Bremse wurde nicht nur in Kranen sondern auch sonst sehr häufig eingesetzt - quasi ein Universalbauteil. In der Produktion lohnt es sich wohl schon ab überschlagenen 200 Stück das Aluteil um eine Mutter herum zu gießen als eine solide Stahlplatte zu nehmen, in die auch noch ein Gewinde geschnitten werden muss... Liebe Grüße Leo Zitieren
Aka 1.776 Geschrieben 10. Juli 2022 Geschrieben 10. Juli 2022 (bearbeitet) ...mach wie du meinst, im Zweifel bist du der, der den Kopf in der Schlinge hat. Ich war vor ein paar Jahren bei der Bauakademie auf einer Vortagsreihe, da ging es in einem Beitrag darum alte Krane von der Elektrik / Steuerungstechnik her zu modernisieren und von Schützsteuerung auf Frequenzumrichtertechnik umzubauen. Der Liebherr-Referent hat sich da selbst mit reingesetzt um sich das anzuhören... seine klare Aussage dazu war, dass Liebherr nach so einem Umbau komplett aus der Verantwortung ist, sämtliche Zertifizierungen & die Betrieberlaubnis erloschen ist und derjenige, der die Umrüstung vornimmt rechtlich als Hersteller eines nun quasi neuen Kranes / Krantyps anzusehehn ist. Aber wieder zurück.. ich hab das Teil nicht zerlegt und mich auch nicht irgendwie mit dieser Bremskonstruktion / der genauen Funktion / Funktionsabfolge beschäftigt, aber es soll im Maschinenbau auch manche Teile geben, die als Sollbruchstelle verbaut sind um noch größere / schwerwiegendere / sicherheitsrelevante Schäden zu vermeiden oder vielleicht soll es im Überlasungsfall sogar brechen um einen Unfall zu verhindern... da wäre es fatal wenn plötzlich ein stabileres Bauteil verbaut wird. PS: ... einer der -wohl nach irgendwelchen technischem Zeichnungen- Bauteile fräst oder nach eigenem Gutdünken zusammenbastelt - eine hervorragende Qualifikation um höchst sicherheitsrelevante Bauteile an einem Kran zu beurteilen. Wenn dann muß man solche Änderungen mit dem Kranhersteller bzw. dessen Konstruktionsabteilung absprechen... denn wie du schon angemerkst ist das eine recht aufwändige / komplexe Konstruktion dieses Bauteils - da werden die sich schon was dabei gedacht haben, warum das so ist. bearbeitet 10. Juli 2022 von Aka Zitieren
Recommended Posts
Diskutiere mit!
Du kannst jetzt antworten und Dich später anmelden. Wenn du bereits einen Account hast kannst du dich hier anmelden.