Herrmann 44 Geschrieben 6. Juli 2005 Geschrieben 6. Juli 2005 Hallo,ich möchte hier ein bisher wenig beachtetes Thema mit der Umsetzung von Basel II aufgreifen.Ab dem Jahr 2006 werden die Kreditinstitute für die Kreditvergabe an Unternehmen ein individuelles Risikorating für die einzelnen Firmen erstellt.In diesem Risikorating sind unter anderem enthalten:- Marktrisiko- Ausfallrisiko des Kreditnehmers- Bonität des Kreditnehmers Abhängig von diesem Risikorating wird über die Kreditvergabe und üben den Kreditzins entschieden. Für die Unternehmen in der Baubranche hat dies zur Folge, dass für neue Investionen die Kreditwürdigkeit der Unternehmen nach den Basel II-Kriterien ermittelt wird. Einigen Studien zufolge haben insbesondere die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Baubranche hinsichtlich Basel II noch sehr wenig Bemühungen unternommen. Grundregel:"Je größer das Risiko für die Bank, desto höher der Kreditzins"Für die Unternehmen mit hohem Investionsvolumen (Erdbau, Abbruch, Strassenbau, etc.) für Maschinen kann das schwerwiegende Folgen haben: MarktrisikoBei der hohen Anzahl von Insolvenzen in diesem Markt werden von den Banken die Martkrisiken sehr hoch bewertet.Bonität des Kreditnehmers / Eigenkapitalausstattung der UnternehmenIch kenne einige Bilanzen von Erdbau- und Abbruchunternehmen von kleinen und mittleren Unternehmen. Das bilanzielle Eigenkapital liegt meist zwischen 3-10 %. Die Gewinne der Unternehmen sind in den letzten Jahren auch nicht hoch ausgefallen, so dass auch keine Erhöhung des Eigenkapitals zu erwarten ist. Manche Unternehmen versuchen noch kosmetische Bilanzkorrekturen in diesem Jahr vorzunehmen, um so den Eigenkapitalanteil zu erhöhen. Folge- Unternehmen mit einem hohen Risikorating bekommen entweder kein Kredit oder Angebote mit hohen Kreditzinsen- Die Investitionen der Unternehmen werden zurückgestellt, es werden weniger Maschinen verkauft- profitieren hiervon werden die Baumaschinenvermietungen, weil durch das Mieten die Bilanz entlastet und die Liquidität der Bauunternehmen verbessert wird.- Auch für die Bonitätsprüfung des Maschinen-Leasing werden Basel-II-Kriterien angewandt.-------------------------------------------------------------------------Wie ist Eure Erfahrung mit den Vorbereitungen für Basel II in den Bauunternehmen?Wie reagieren die Unternehmen nach Eurer Meinung darauf? Gruß Herrmann Zitieren
Form 8A 245 Geschrieben 11. Juli 2005 Geschrieben 11. Juli 2005 (bearbeitet) Einigen Studien zufolge haben insbesondere die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der Baubranche hinsichtlich Basel II noch sehr wenig Bemühungen unternommen.... ...Wie ist Eure Erfahrung mit den Vorbereitungen für Basel II in den Bauunternehmen?Wie reagieren die Unternehmen nach Eurer Meinung darauf? Gruß HerrmannWiederum ein sehr interessantes und wichtiges Thema.Man muss hier wohl differenzieren: Nach meinen Erfahrungen wissen viele Mittelständler dass Basel II kommt, haben sich aber nicht näher mit der Thematik beschäftigt. Bei diesen Unternehmungen (i.d.R. Handwerksbetriebe) von "noch sehr wenig Bemühungen" zu sprechen, ist schlichtweg übertrieben. Hier wurden noch keinerlei Bemühungen unternommen, obwohl immer wieder von den Interessensverbänden auf die Problematik aufmerksam gemacht wurde. Das böse Erwachen wird kommen, wenn notwendige Investitionen - die mangels genügend Eigenkapital finanziert werden müssen - anstehen.Heute findet das Bankrating wohl nach Schulnoten von 1 - 6 statt. Interessanter Weise gibt es Untersuchungen die belegen, dass es doch Unterschiede zwischen Zahlungsmoral und Solvenz gibt. So sollen die besten Ergebnisse bei einem Bankrating zwischen 2, 0 und 3,0 liegen: Alle zwischen 1,0 und 2,0 haben genug Mittel aber keine Moral, ab 3,0 vielleicht Moral aber nicht genügend Mittel. Nun denn... bearbeitet 11. Juli 2005 von Form 8A Zitieren
Herrmann 44 Geschrieben 16. August 2005 Autor Geschrieben 16. August 2005 (bearbeitet) Hallo,im Nutzfahrzeug Katalog 2005/2006 ist ein interessanter Bericht zum Thema Basel II: [Auszug aus Nutzfahrzeug Katalog 2005/2005, 254 ff.]"Basel II sieht vor, dass sich die Eigenkapitalquote stärker an der Kreditwürdigkeit orientiert. Bei Betrieben mit unterdurchschnittlicher Bonität sind Banken ab Ende 2006 verpflichtet, mehr Eingekapital als Sicherheit zu hinterlegen. ... Basel bringt auch Vorteile. Denn auf die Transparenz [der Bank] hat jeder Unternehmer ein Anrecht - die Bank muss die Details der Bewertung/Ratings offen legen....Geprüft werden [bei den Unternehmen] künftig quantitative Faktoren (Umsatz, Liquiditäts und Rentatbilitätssituation) sowie qualitative Faktoren (bankinterne Einschätzung der Führungsqualitäten und strategischen Ausrichtungen. Ergebnis dieser Bewertung:[ähnlich wie S&P-Rating)---------------------------------------------------AAA... erstklassige Kreditwürdgikeit (KWK)AA... sehr gute (KWK)A... gute/befriedigende (KWK)BBB... ausreichende KWKBB... noch ausreichende KWKB... gerade noch ausreichende KWKC, CC, CCC... ungenügende Bonität------------------------------------------------ Bei den mir bekannten Bilanzen der Unternehmen ist die Eigenkapitalquote zw. 5-10 %. Wie sind Eure Erfahrungen/Kenntnisse über BASEL II-Vorbereitungen in den Unternehmen?Gruß Herrmann bearbeitet 16. August 2005 von Herrmann Zitieren
meisterLars 261 Geschrieben 18. August 2005 Geschrieben 18. August 2005 Auch mal was sagen will... Wenn ich jetzt richtig informiert wird, geht die neue Bewertungsskala der Banken von 1 bis 12. Wobei 1 mal richtig sch*** ist und 12 das Ideal.Als Beispiel mal unsere Firma:Einzelunternehmung,mein Vater ist Chef, ich als Juniorchef hab mich zum Straßenbauermeister und Betriebswirt des Handwerks fortgebildet.Die Firma steht finanziell gut da.Damit haben wir bei dem Rating nach Basel II von den Banken eine glatte 10 bekommen.Das ist, nach Aussage der Bank, so ziemlich das höchste der Gefühle, was ein Betreieb des Bauhauptgewerbes überhaupt kriegen kann.Habe fertig. Zitieren
Betriebsratvorsitzender † 6 Geschrieben 1. Oktober 2005 Geschrieben 1. Oktober 2005 Auch Arbeitssicherheit spielt Bei Basel II eine RolleInformationen rund um Basel II Basel II kommt. Das hat der Wirtschaftsausschuss im Europaparlament am13.07.2005, be-schlossen. Das bedeutet: Ein gutes Rating bei den Banken beschert Unternehmen Kredite zu einem niedrigen Zinssatz, ein schlechtes Rating kommt Unternehmen teuer zu stehen. Die meisten kleinen und mittelständischen Unternehmen haben sich mit diesem Thema und den möglichen Folgen noch nicht auseinandergesetzt. Viele Dinge werden herangezogen, Arbeitssicherheit spielt dabei auch eine große Rolle.Arbeitsschutz: Performance ins Rating einbeziehenHinter allen Bemühungen zu Bewertungen und Analysen steht die Frage, ob ein Unternehmen geliehenes Geld vermehrt oder vernichtet. Selten ist dies so augenfällig wie im Arbeitsschutz: man erinnere sich an explodierende Chemiewerke oder brennende Flughäfen...Aber welche Risiken im Arbeitsschutz haben beispielsweise Banken, IT-Unternehmen, Pflege-heime oder Tischlereien? Und was bedeutet Risk Management im Arbeitsschutz?Beispiele:• Ohne eine unternehmensspezifische Gefährdungsanalyse ist alles möglich: unbekanntes Risiko = maximales Risiko• Hohes Haftungsrisiko, wenn aktuelle Gesetzgebung im Arbeitsschutz nicht präsent und somit nicht umgesetzt ist• Zahlungsausschluss von Versicherungen, wenn Prüfungen nicht eingehalten wurden• Unfall- und Unfallfolgekosten inkl. Umweltschäden• Wechselwirkung mit dem Verhalten von Mitarbeitern: Motivation, Krankheiten, Image• Unnötiger Zeit- und Geldaufwand durch mangelnde vorherige Abstimmung von Fachbereichen mit dem Arbeitsschutz Risk Management im ArbeitsschutzEin risikobewusst denkendes Unternehmen kommt heute an einem Arbeitsschutzmanagement-system (AS-MS) kaum noch vorbei. Ob es hierbei eine Integration in bestehende Qm-Systeme wählt oder ein eigenes System etabliert, ist abhängig von Größe und bestehender Struktur.Da Arbeitsplatzanalysen, protokollierte Unterweisungen etc. ohnehin gesetzlich notwendig sind, ist es schlicht Geld-vernichtend, dies im Unternehmen nicht zu steuern und für das Management zu nutzen. Welcher Kreditgeber kann das wollen?Zertifizierungen von AS-MS sind derzeit noch rar, nehmen aber zu. Ohne Zertifikat kann das Kreditunternehmen mit folgenden fünf Fragen einen Einblick bekommenFünf Testfragen1. Wann war die letzte Gefährdungsanalyse? – Nicht länger her als ein Jahr! Vitaler Punkt. Gibt es hier keine belegbare Antwort, gibt es keinen rechtssicheren Arbeitsschutz!2. Wo werden im Unternehmen Unterweisungen dokumentiert? – Fragt ab, ob Unterweisungen überhaupt systematisch durchgeführt und dokumentiert werden und wie die Archivierung geregelt ist. Wichtig bei Haftungsfragen!3. Welche Elektrogeräte werden regelmäßig geprüft? – Heikler Punkt, da jedes kleine Gerät im Unternehmen getestet werden muss, sonst hat die Feuerversicherung im Schadensfall leichtes Spiel, die Zahlung zu verweigern. Diese Frage dient auch als Check der allgemeinen Prüfpraxis.4. Wie erfährt das Management von aktuellen Arbeitsschutzgesetzen? – Diese Frage testet die Einbindung von Arbeitsschutz in die Kommunikationsstrukturen des Unternehmens. Klappt das nicht, werden Ressourcen vergeudet.5. Wie ist das Unternehmen auf eine Katastrophe vorbereitet? – Idealerweise kommt ein Notfall- oder Katastrophenplan zutage. Wirklich große Schäden entstehen typischerweise aus einer fatalen Kette von Fehlsteuerungen. Eine gute Schadensbegrenzung kann viel retten! Fazit:Die Entwicklungen in der Gesetzgebung zum Arbeitsschutz weg von einem „Abhaken von Vorschriften“ hin zu einer bewussten Steuerung durch das Management machen es auch für die Kreditwirtschaft notwendig, dieses Element bei der Beurteilung eines Unternehmens zu berücksichtigen. Sich auf Aufsichtsbehörden zu verlassen kann sehr teuer werden. Eine Transparenz bieten Managementsysteme, die sich europaweit zunehmend entwickeln. Zitieren
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