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Bericht zur Historischen Baustelle 2005


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Während man sich im beschaulichen Huttenheim dem üblichen Wochenendtrott hingibt, herrscht auf dem nahegelegenen Gelände des ehemaligen Kieswerkes Brecht ungewohntes Treiben. Schon vom Damm aus sieht der Besucher das Wippen und Schwenken von Baggerauslegern. Eilig umherfahrende LKW wirbeln Staubwolken auf und das dumpfe Grollen der Großdiesel erfüllt die Luft. Immer wieder strömen Menschen zum Eingang der Kiesgrube und der Mann im Kassenhäuschen hat alle Hände voll zu tun. Die Kennzeichen der geparkten PKW verraten, dass viele der Besucher von weit her angereist sind.

Gleich am Eingang steht der alte Weserhütte W 80 des Kieswerkes und hält seinen verrosteten Ausleger schützend über die Veranstaltung. Ein voll beladener Magirus Eckhauber zirkelt schwerfällig um die Kurve und weiter oben baggert der kleine Krupp Dolberg D 200 was das Zeug hält. Zwischen den alten Maschinen fällt der toprestaurierte und gut 35 Jahre alte Poclain LC 80 Hydraulikbagger auf, der unermüdlich Hauben-LKW und den schönen Henschel Frontlenker belädt. Wann habe ich eigentlich zum letzten Mal ein solches Duo im Baustelleinsatz gesehen?

Die Ladung der LKW wird ein paar Meter weiter wieder abgekippt und vom handlichen Zettelmeyer Radlader fachgerecht zusammengeschoben, damit die beiden F 301 mit Tieflöffel wieder etwas zum beladen haben. An diesem Wochenende ist die Baustellenelite des gesamten deutschen Lkw-Baus vergangener Tage auf dem Gelände unterwegs. Immer wieder fahren alte LKW von MAN, Büssing, Mercedes, Krupp, Magirus Deutz und Henschel vorbei. Nicht zu vergessen die Saurer unserer Schweizer Nachbarn. Beeindruckend: die großen Muldenkipper von Faun und Kaelble.

Am See zeigt ein F 301 mit Schleppkübel dass man mit ihm auch Kies baggern kann. Fiat Raupen richten die durch die LKW zerklüftete Zufahrt wieder her. Manchmal tuckert auch eine Kaelble Dreiradwalze vorbei und glättet die Furchen. Weiter hinten fordert Baggermeyer seinen Dolberg D 300. Die Aufgabe: Freilegen und Bergen des alten Spülrohrs. Das Ausschachten klappt mit dem Seil-Tieflöffel ganz gut. Alles eine Frage der Virtuosität bei der Bedienung eines solchen Gerätes. Zum Rohr ziehen kommt eine der beeindruckendsten Maschinen der Veranstaltung zum Einsatz: Der legendäre Menck M 75, der mit 50 Lenzen seinen jetzigen Eigentümer an Lebensjahren deutlich übertrifft. „Ich wollte schon immer einen Menck haben und der M 75 ist das größte Gerät das man als Privatmann gerade noch unterhalten kann“ erzählt mir Ernst, der den Seilbagger Anfang des Jahres erworben hat. Wir steigen in den Bagger und er startet die Maschine. Der satte Sound des sechszylindrigen Deutz Diesels dringt in die Ohren.

Wir fahren mit dem Menck an den Grubenrand. Ernst lässt den Greifer ab. Die Männer unten in der Grube lösen diesen vom Hubseil und hängen das vorher durch das Rohr geführte Stahlseil in die Kausche. Ernst zieht langsam an und das Anschlagseil beginnt sich zu straffen. Der Ausleger wippt leicht und mit einem Ruck hängt das Rohr frei. Wirklich erstaunlich wie viel Kraft diese Maschine auch bei niedrigen Drehzahlen hat. Ein 90° Schwenk nach links, kurz ablassen, Hubseil aushängen, anheben, Schwenk nach rechts, weiter ablassen, Greifer wieder anbolzen, anziehen, noch mal Schwenk nach rechts, Greifer auf den Boden ablassen und Maschine aus. Aufgabe gelöst! Für die paar Bewegungen braucht’s eine wilde Hebelei und den ganzen Kerl. Der Schweiß läuft in Strömen. Nun ist erst mal Pause angesagt. Ernst braucht jetzt dringend ein frischgezapftes Bier.

Wie gut dass der Veranstalter für solche Fälle vorgesorgt hat. Niemand braucht Hunger und Durst zu leiden. Pommes und Bratwurst von der professionellen Frittenbude und kühle Getränke übers ganze Wochenende. Kaffee und selbstgebackener Kuchen versüßen den Nachmittag. Professionelles Catering mit familiärem Touch zu zivilen Preisen. Modellvorführungen und Baggerautomat für die Kleinen. Wer mag kann schicke Modelle und Literatur preiswert kaufen. Schon beeindruckend was dieser kleine Verein auf die Beine gestellt hat.

Alle Besucher verbindet die Leidenschaft an den alten Baumaschinen und das Erleben des Zeitgeistes längst vergangener Baustellentage. Wo sonst noch lassen sich diese Maschinen und Lkw im Einsatz und so hautnah bewundern? So mancher Ehefrau wird das Leuchten in den Augen ihres Angetrauten nicht verborgen geblieben sein. Und die Kinder waren sowieso begeistert.

Zum Schluss ein Trost für jene die bei dieser tollen Veranstaltung nicht dabei waren: Vielleicht gibt’s ja auch eine Historische Baustelle 2006?
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Hallo -

da habe ich ja wohl was verpaßt! Habe jetzt mal nachgesehen: das ist doch verdammt weit weg von Aachen...da sind meine Allrad-Henschel lange unterwegs. Klar kann man mit dem Pkw kommen, aber wenn man einmal Blut geleckt hat...mit dem Lkw dabei ist ganz was anderes!! Und der Durst auf ein frisches Pils ist garantiert nicht geringer als der des Baggerführers (lechz...). Mal sehen...
Jedenfalls danke für die Bilder (habe gelesen, da waren auch Mulden dabei??!)

Andreas
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Hallo -

da habe ich ja wohl was verpaßt! Habe jetzt mal nachgesehen: das ist doch verdammt weit weg von Aachen...da sind meine Allrad-Henschel lange unterwegs. Klar kann man mit dem Pkw kommen, aber wenn man einmal Blut geleckt hat...mit dem Lkw dabei ist ganz was anderes!! Und der Durst auf ein frisches Pils ist garantiert nicht geringer als der des Baggerführers (lechz...). Mal sehen...
Jedenfalls danke für die Bilder (habe gelesen, da waren auch Mulden dabei??!)

Andreas


Hallo Andreas,

sicher sind die rund 330 km zwischen Aachen und Huttenheim eine ziemliche Entfernung. Aber bedenke bitte, welche Strecken der Chauffeur (damals hieß das noch so) der 50iger und 60iger in seinem HS 140 zurücklegte.

Die Fotos der Mulden sowie eines weiteren Dreiachs-Hauben-Henschel in BW-ausführung poste ich zu einer christlicheren Zeit.

Gute n8
Karl
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Nun will ich ein paar Bilder dazu geben. Natürlich Bilder vom Drumrum, Besucherbilder könnt Ihr ja im Anschluß daran posten. Los geht es mit dem Freitag früh, mit den Transporten

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