Liebherr entwickelt 4-achsiges Bergekranfahrzeug G-BKF für Bundeswehr

[Bauforum24 1.291]

Die Liebherr-Werk Ehingen GmbH, Weltmarktführer bei Mobilkranen, entwickelt für die Bundeswehr ein geschütztes Bergekranfahrzeug (G-BKF). Bereits in der Entwicklungsphase fließen praktische Erkenntnisse aus den Auslandseinsätzen der Bundeswehr in die Entwicklung ein. Besonders im Fokus liegt daher der Schutz des Bedienpersonals.


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Das G-BKF soll zukünftig die Fahrzeuge der Bundeswehr bergen und abschleppen, darunter die neue Generation Geschützter Führungs- und Funktionsfahrzeuge (GFF), geschützte Transportfahrzeuge (GTF), MULTI FSA (Wechselladerfahrzeuge) sowie bereits in Nutzung befindliche Radfahrzeuge. Darüber hinaus leistet das G-BKF taktische Marschbegleitung über größere Entfernungen, Instandsetzungs- und Umschlagsunterstützung sowie Berge-, Abschub- und Nothilfe-Einsätze.

Hohe Anforderungen beim Insassenschutz

Der besondere Fokus bei der Auftragsvergabe galt dem Insassenschutz. Dafür arbeitet die Liebherr-Werk Ehingen GmbH mit der Rheinmetall Defence zusammen. Der Militärtechnik-Spezialist liefert das geschützte Fahrerhaus und die geschützte Krankabine. Um die Schutzausrüstung der Fahrzeugbesatzung zu verstauen und die militärische Kommunikationstechnik im Fahrerhaus zu integrieren, wurde das geschützte Fahrerhaus gegenüber dem Liebherr-Serienfahrerhaus um 250 mm verlängert.

Das geschützte Fahrerhaus besteht aus einer zweischichtigen Stahl?Schott-Bauweise. Damit soll sowohl der ballistische Schutz als auch die Sichtanforderungen der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) erfüllt werden. Die Qualifikation des Schutzes erfolgt nach STANAG 4569/ AEP 55.

Die Krankabine wird aus Gewichtsgründen mit leichten Schutzverbundmodulen gefertigt. Hierbei werden auf eine Stahlträgerkonstruktion die Verbundmodule aufgeschraubt.


Seriennahes Kranfahrgestell

Das geschützte Bergekranfahrzeug G-BKF basiert auf einem seriennahen 4-achsigen All-Terrain-Kranfahrgestell mit Allradlenkung (8x8x8). Die geschwindigkeitsabhängige Hinterachslenkung lässt sich über 5 Lenkprogramme steuern. Die Drehkranzanordnung befindet sich mittig zwischen den vier Achsen.

Als Antrieb dient der Liebherr-Dieselmotors D946TI mit 400 kW (544 PS). Er überträgt seine Leistung an das ZF TC-Tronic-Getriebe mit Wandler und 12 Vorwärtsgängen sowie 2 Rückwärtsgängen.

Das Liebherr G-BKF beim Abschleppbetrieb mit synchronem Einsatz von Kranwinde und Bergewinde

Im Abschleppbetrieb können Fahrzeuge bis zu einer Belastung von 16 Tonnen auf die Hubbrille des Unterfahrlifts aufgenommen und abgeschleppt werden. Militärfahrzeuge können an STANAG-Ösen mit speziellen Adaptern aufgenommen werden. Umfangreiches Zubehör erlaubt das Abschleppen nahezu aller Bundeswehr-Radfahrzeuge.

Am Fahrzeugheck sind zwei Rotzler Treibmatik-Winden mit 200 kN bzw. 80 kN Zugkraft angebracht. Durch die Verwendung von Umlenkrollen können die Zugkräfte verdoppelt werden. Beide Bergewinden sind verbunden über ein Steuerpult und können synchron eingesetzt werden. Für eine Selbstbergung kann die kleinere Winde mit dem eigenen Kran nach vorne umgesetzt werden. Um einen Havaristen aus schwierigem Gelände bergen zu können, ist das Fahrgestell mit Bergestützen ausgerüstet.

Mit dem Seil der Hubwinde über den eingefahrenen Teleskopausleger und dem Seil der 200 kN starken Bergewinde ist ein synchrones Ziehen möglich. So kann der Havarist bei diesem Bergevorgang etwas angehoben und gleichzeitig zur Abschleppeinrichtung gezogen werden.

Das G-BKF ist mit einem 20,9 Meter langen Teleskopausleger ausgerüstet und kann damit Lasten von bis zu 20 Tonnen Gewicht umsetzen. Dadurch ist das G-BKF nicht nur zum Bergen geeignet, sondern kann auch wie ein Mobilkran mittelschwere Kranarbeiten übernehmen.

Sämtliche Steuerungsfunktionen des Kranes, der Abschleppeinrichtung, der beiden Bergewinden und der Bergestützen können aus der geschützten Position in der Krankabine über den serienmäßigen Kranbedienstand oder auch vom Boden aus mittels der Liebherr-Standard-Funkfernbedienung erfolgen. Um den Schulungsaufwand zu minimieren, verfügt der Fahrer- und Kranbedienerstand des G-BKF über die gleichen Bedienungen wie ein Serienkran der Liebherr-Werk Ehingen GmbH.

Das Besondere an diesem Konzept sind die variablen Einsatzmöglichkeiten des G-BKF. Es gibt zwar keinen täglichen Bedarf an Bergeeinsätzen, aber Hubarbeiten im Einsatzgebiet sind fast immer vorhanden - sei es, um einen Container zu versetzen oder einen LKW zu entladen. Zusätzlich können damit aber auch Rettungseinsätze gefahren werden. Wichtig hierbei ist, dass die Mannschaft mit dem Gerät vertraut ist und regelmäßig damit arbeitet, um bei Bedarf schnell und zielsicher ihre Aufgaben zu erfüllen.


Weitere Informationen: Liebherr Fahrzeugkrane mit Produktionsfilm

(© Grafiken: Liebherr)

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