Bauforum24 1.291 Geschrieben 9. Januar 2013 Geschrieben 9. Januar 2013 Bei Erdbeben bleiben meist nur Sekunden, um sicher ins Freie zu flüchten. Doch oft versperren herabfallende Trümmer die Rettungswege aus dem Gebäude. Eine Entwicklung aus dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) verlängert die rettende Zeitspanne, indem sie Mauern verstärkt und Trümmer zurückhält. Der italienische Baustoffproduzent Röfix hat die produktreife Innovation nun auf den Markt gebracht. Bauforum24 TV: NordBau 2011 Talk: Heizen Dämmen SanierenKarlsruhe, 7. Januar 2013 - ?Mit der Markteinführung ist unsere Idee aus dem Labor in eine handfeste Innovation geflossen", freuen sich Lothar Stempniewski und Moritz Urban, die Entwickler der textilen Gebäudeverstärkung. Mehrere Jahre haben beide erforscht, wie erdbebenanfälliges Mauerwerk in bestehenden, älteren Gebäuden nachträglich kostengünstig gesichert werden kann. Entstanden ist ein Glasfaser-Kunststoff-Gewebe mit vier Faserrichtungen, das mit dem passenden Putz an der Hausfassade angebracht wird. Zusammen mit einem Hersteller für technische Gewebe, der Dr. Günther Kast GmbH & Co. KG, wurde das Hightech-Gewebe schließlich bis zur Serienreife entwickelt. Der italienische Baustoffproduzent Röfix hat Erdbebenschutzgewebe und passenden Putz nun unter dem Markennamen ?Sisma Calce" in sein Sortiment aufgenommen. In langen Bahnen wird Erdbebenschutzgewebe auf Mauerwerk aufgebracht und dann verputzt. Im Ernstfall hält es Trümmer zusammen und Rettungswege frei.Dank der Verstärkung kann das Einstürzen von Mauerwerk bei Erdbeben verzögert und im Idealfall ganz verhindert werden. ?Gerade bei kurzen und mittelschweren Beben fehlt oft nicht viel zusätzliche Zugfestigkeit, um den Gebäudekollaps zu verhindern", erklärt Urban. Da das System sehr einfach ist, lässt es sich mit vertretbarem Aufwand bei der nächsten Gebäudesanierung in Kombination mit einer Wärmedämmung anbringen. Durch die sehr zugfeste, steife Glasfaserkomponente des Gewebes kann das Mauerwerk die höheren Zugspannungen besser abtragen, die während eines Erdbebens auftreten. Es wird so verhindert, dass punktuelle Schäden entstehen, die zu Rissen auswachsen. ?Unter günstigen Bedingungen bleiben die Wände sogar intakt und das Haus könnte wieder repariert werden", so die Entwickler. Sollten bei starken Beben die Glasfasern dennoch reißen, halten die elastischen Fasern aus dem Kunststoff Polypropylen die zerbrochenen Wandsegmente zusammen und somit die Fluchtwege frei. Erdbebengewebe bald auch zum Kleben erhältlich / Forschung geht weiterIn Zusammenarbeit mit den Firmen Bayer MaterialScience AG, MAPEI S.p.A. und Dr. Günther Kast GmbH und Co. KG wird aktuell die Einführung eines klebbaren Erdbebenschutzgewebes für Innenräume vorbereitet. Langfristig forscht das Team um Stempniewski an Systemen, die nicht nur für gemauerte Wände, sondern auch für Betongebäude sinnvoll eingesetzt werden können. ?Die Herausforderung bei Beton sind jedoch die größeren Kräfte, die es aufzufangen gilt. Dafür testen wir neue Materialien wie Carbonfasern und legen die Grundlagen für kommende Innovationen am KIT." Insgesamt hält das Karlsruher Institut für Technologie bereits etwa 2000 Patente in seinen zahlreichen Forschungsfeldern. Weitere Informationen: KIT Webseite(Foto: M. Urban/KIT)Mehr News aus der Baubranche... Diskutiere mit zum Thema Baustoffe beim Hausbau Zitieren
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