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Geschrieben

Hallo Zusammen,

 

hier die Lösung... War in 20sek. erledigt. Werde demnächst den Bolzen ziehen!

bohrhammer.jpg

  • 3 months later...

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Geschrieben

Liebe Kramer 312 Fangemeinde :wave:,

Nach meiner erfolgreichen Reparatur möchte ich meine Erfahrung in diesem Forum den zukünftigen Kramer-Achsgabelbolzen-Mechaniker hinterlassen, weil ich sehr viel aus dieser Reperatur für mich und meine weiteren Mechanikerarbeiten gelernt habe :komatsu:.

Dieses Frühjahr habe ich mir einen Kramer 312SL (Bj.91) zugelegt. Mir war in dem Moment klar, dass einige Reparaturen durchzuführen sind (und das mit 2800btr.h.:blink:). Ich hatte mich dennoch zum Kauf entschieden, weil der Motor, Wandler, Bremse und Lenkung noch bestens in Schuss sind.

Wie unschwer zu erkennen ist, habe ich eine Reperatur hinten links vor mir. Der Negativsturz kommt vom defekten unteren Kegelrollenlager.

Hinterachse.jpg

Ich (Maschinenbauingenieur) habe die Reparatur des Achsgabelbolzens kompl. selbst durchgeführt und rate im nachhinein jedem diese Reparatur ab, der keine vernünftigen Betriebsmittel oder kein technisches Verständnis hat.

Was man (meiner Meinung nach) für diese Reparatur benötigt ist: Gabelschlüssel in alle gängigen Größen gr.32 und aufwärts, in einer vernünftigen Qualität; Schweißapperat; Flex; Zugang zu einem Acetylen-Schneidbrenner; einer Drehmaschine (Achsbolzen mit entsprechenden Passungen herstellen) und ggf. Werkstattpresse (min. 50t) Div. Stahlplatten/ Material für Vorrichtungen (Vorrichtungen zum Lager einpressen); mehrere Stempel und Holzmaterial zum unterbauen.

Man sollte das Reparaturvorhaben gut überdenken. Denn es kann, je nach dem wie stark der Bolzen festsitzt sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. Es gibt Fachbetriebe, die diese Reparatur durchführen, diese verlangen ungefähr  ~75€ die Stunde + Anfahrt. Diese setzen ausschließlich Kramer Originalteile ein. Für eine Seite wären dies ~500€ nur Ersatzteilkosten. Im Gesamten kostet die Reparatur schätzungsweise gleich mal mehr als 2000€ pro Seite. Hinzukommt, dass Fachbetriebe mit ihrem Haupgeschäft weitestgehend ausgelastet sind. Aus diesem Grund werden in den meisten Fällen die 312er weiterhin gefahren, bis die Hinterachse aufgibt.

Wer sich selbst an die Reparatur herantraut kommt mit ca. 80€ hin :bagger: (Kegelrollenlager + Wellendrichtringe und Rohmaterial für den Bolzen), vorausgesetzt alle Betriebsmittel sind vorhanden!

Nun aber zur Reperatur...

Ich habe zunächst den Lader so zur Reparatur platziert, dass dieser nach unten hin komplett frei ist. Einstellmutter mit einem Dorn aufschlagen. Sitzt diese bereits sehr fest (wie in meinem Fall) empfiehlt sich ein Bohrhammer und einen stumpfen Meisel (tangential an den Kronen ansetzen).

Ist die Einstellmutter runter, so sollte an dieser Stelle unbedingt folgende Überlegung angestellt werden: Muss ich den Bolzen ziehen? Oder tut es nur der Wechsel des unteren Kegelrollenlagers? Es gab füher einen hydraulischen Hohlkolbenabzieher von Kramer, welcher für dieses Vorhaben bestens geeignet war. Diese Abziehvorrichtung gibt es heute leider nicht mehr. Es muss somit ein eigner Abzieher gebaut / konstruiert werden.

Wenn die Entscheidung auf "Achsbolzen ziehen" fällt (wie in meinem Fall)... Dann empfehle ich zunächst die sanfte Tour mit Gewindestange M14x2 (kein Regelgewinde!) einschrauben und mit einem selbstgebauten Schlagabzieher (Gewindestange und mehrere Hantelgewichte) den Bolzen versuchen zu lösen (Nachmessen mit Tiefenmaß).

Nach erfolgloser "sanfter Tour" kam die "etwas härtere Tour" ¬¬. Ich habe ein Abzieher konstuiert mit einem Rohrabschnitt und einer Gewindestange (M20) welche die Kraft direkt auf das M14 Gewinde überträgt. Im Endeffekt ist mir die M14 Gewindestange abgerissen!

20160413_211706.jpgDSC09917.JPGDSC09915.JPG

Falls der Bolzen nicht kommt (so wie in meinem Fall) rate ich direkt zu einem Acetylen-Sauerstoff Schneidbrenner :D. Am besten den Portalträger komplett auf eine Seite schwenken und von der anderen Seite den Bolzen auf Höhe des oberen Kegelrollenlager-Innenrings abbrennen (mehrere Gießkannen Wasser bereithalten) B|. Wurde dies fachmännisch gemacht, kann der Portalträger komplett aus der Hinterachse entnommen werden. Vorsicht vor herauslaufendem ATF-Öl! Die Hinterachse ist normalerweise gefüllt mit ATF-Öl. Bevor die Steckachse herausgezogen wird  eine Wanne unter die entsprechende Stelle der Hinterachse stellen.

Danach das Nadellager an der Gelenkwelle abziehen/ herausschlagen (Achtung! Entfernen des Gewindestifts nicht vergessen!). Mit entsprechenden Vorrichtungen der Bolzen der Gelenkwelle zur Hälfte herausschlagen / oder Abziehen (Punbkt 4 für beide Seiten. Punkt 5 erfolgt mit einem Schlosserhammer mit einem Dorn) und das Gelenk samt Steckachse abnehmen.

 

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Nun ergibt sich genügend Platz um den Bolzen herauszuschlagen.

GANZ WICHTIG! Der Bolzen ist konisch! In jedem Fall muss er nach unten hin herausgezogen werden. Wenn der Portalträger bereits von der Hinterachse gelöst ist (Schneidbrenner) muss auf jeden Fall die Gelenkwelle abgehängt werden, sodass man Platz gewinnt, um den Bolzen herauszuschlagen (mit Vorschlaghammer o.ä.). Falls der Bolzen sich immernoch nicht löst (wie in meinem Fall) hilft nur noch eine Werkstattpresse :P.

 

Foto0598.jpg

Am Manometer abgelesen! Bei 20t Druck hat sich der Bolzen gelöst und bis zum Schluss waren 20t nötig :caterpillar3:. Nun war er draußen!

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Der Portaltrieb war für den Einbau vorbereitet. Nun mussten die Kegelrollenlager-Außenringe mit einem Schweißapperat entfernen werden. Dazu direkt auf die Lauffläche der Lager bruzeln (was der Apperat hergibt, keine Pausen machen!). Durch die eingebrachte Wärme zieht sich das Lager zusammen (und springen meistens) und man kann dieses einfach entfernen. In meinem Fall, habe ich ein Rundeisen angeschweißt um das obere Lager herauszuziehen.

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Ersatzteilherstellung / Beschaffung

Der Achsgabelbolzen habe ich aus Automatenstahl angefertigt. Gesamtlänge ist 155mm mit je einem Bund auf jeder Seite 22mm länge pro Bund. Einmal 30,2mm und einmal 30,0mm auf das Hundertstel, sodass ich max 0,01mm Übermaß zum Kegelrollenlager-Innenring habe (lässt sich einfach fügen). Für den Fall, dass je einer den Bolzen wieder ziehen möchte, habe ich eine M16 Gewinde-Sacklochbohrung am unteren Ende vorgesehen (M14 ist kein Regelgewinde!).

Distanzringe ebenfalls aus Automatenstahl; Durchmesser 46mm; Oben habe ich 7mm und unten 10mm Stärke verwendet.

Vielen Dank an Alex89 für den Hinweis der alternativen Kegelrollenlager von Brander Landtechnik Vertriebsgesellschaft mbH. Diese haben Prima gepasst!

M 86649/610 I-Ring/A-Ring - 1 St. 16,55 € 16,55 € / 32206 Kegelrollenlager - 1 St. 6,96 € 6,96 €

Die Wellendichtringe habe ich für oben und unten jeweis die gleichen verwendet. Bestellt habe ich diese bei HUG Technik; 435046064081 Wellendichtring 46-64-8 Typ A NBR.

Nachdem alle Ersatzteile vorbereitet waren gehts an den Zusammenbau.

Der Zusammenbau ist wesentlich einfacher als die Demontage.

Die Bilder zeigen das Einpressen des Kegelrollenlager-Außenrings mittels einer Vorrichtung, bestehend aus M20 Gewindestange und im Durchmesser Angepassten unterlegscheiben (passend auf Druchmesser des Außenrings abgedreht).

20160707_194112.jpg20160707_194615.jpg

Wellendichtring und Abstandshalter (10mm) unten eingesetzt. Portalträger rein und ausgerichtet. M16 Schraube in den Bolzen eingedreht und mit dem Schlosserhammer, ohne Wärmebehandlung gefügt.

An der Einstellmutter habe ich eine M20 Mutter Aufgeschweißt, um das untere Kegelrollenlager in den Sitz einzupressen.

Letztendlich hat alles gut geklappt und der Lader fährt wieder in seiner Spur. Ich hoffe ich konnte mit diesem Erfahrungsbericht vielen Mechanikern weiterhelfen!

 

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Zu guter letzt steht er wieder prima da. Auch wenns viel Mühe und Aufwand gekostet hat, ist letzendlich der Anblick auf das hintere linke Rad unbezahlbar :)! Danke auch an meine Frau, die sehr viel Gedult in dieser Zeit hatte!

 

Geschrieben

Das nenne ich mal einen super und detailierten Bericht. Danke

  • 1 year later...
Geschrieben
On ‎26‎.‎02‎.‎2016 at 19:37, Schwarzseppe schrieb:

Hallo Zusammen,

im hinteren linken Rad habe ich einen starken Negativsturz festgestellt. Höchstwarscheinlich sind die Lager hinüber. Bereits nach dem das Rad unten ist, wollte ich die Einstellmutter (M68x1,5) lösen (mit Rohrzange, Schraubendreher etc.). Diese sitzt saumäßig fest. Gibt es dafür spezielle Schlüssel? Wie habt Ihr die runterbekommen?

Ich hoffe Ihr könnt mir in dieser Sache helfen!

20160226_161021.jpg

Hallo,

habe bei meinem Kramer 416 auch das Problem, dass ich die Einstellmutter nicht gelöst bekommen. Müsste ja der gleiche Deckel sein.

Ist das ein normales Rechtgewinde oder ein Linksgewinde?

Gruß

Charly

  • 4 months later...
Geschrieben

Etwas verspätete Antwort, aber der Einstelldeckel hat ein normales Rechtsgewinde. Mit einem 1m langen U-Eisen ließ er sich bei mir auf beiden Seiten leicht abschrauben.

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