Lohndumping auf dem Bau / Tariflohn? Krise der Baubranche

[Betriebsratvorsitzender † 6]

Hallo Kollegen, erst mal frohe Ostern.
Ich muss sagen die vorigen Beiträge sind sehr gut, die treffen die Lage genau auf dem Punkt.
Ganz Aachen ist eine Baustelle. Direkt vorne gegenüber dem Tivoli wird vom Land NRW ein Finanzzentrum gebaut. 37 Millionen. Und von wem? Natürlich Rumänen. Ich habe nun wirklich nichts gegen Ausländer und schon gar nichts gegen ausländische Bauarbeiter aber das Maß ist voll.Wer ist der Generalunternehmer? Heitkamp hängt da irgendwie mit drin und unter anderem eine Firma Wilbers aus Ostfriesland. Die soll eigentlich für 2 Jahre vom Wettbewerb ausgeschlossen sein, weil sie im vergangenen Jahr mit Polen aufgefallen ist. Presse 1
Rechenschaft der Landesregierung auf 4430 geht es los, rechte Spalte
Diese Firma hat jetzt wieder einen Großauftrag. Auf der Baustelle sollen katastrophale Verhältnisse herrschen. Pfusch am Bau. Ein Rumäne ist in Aachen schon tödlich verunglückt. Das alles ist eine Schweinerei. Es gibt aber noch mehr Großbaustellen in Aachen. Die Arbeitslosenquote der einheimischen Bauarbeiter liegt bei 27 %.
Viele Deutsche sind nach Holland gezogen, weil das Wohnen dort billiger ist. Das kann sich jetzt für Arbeitslose als Bummerang erweisen.
Schuld ist das neue Hartz-vier-Gesetz - das sagt die Agentur für Arbeit in Aachen. Sie zahlt Arbeitlosen im Ausland ab nächstem Jahr kein Geld mehr.

"Die Arbeitslosenhilfe wird es ab 1.1.2005 nicht mehr geben und das neue Arbeitslosengeld zwei ist nicht ins benachbarte EU-Ausland transferierbar."

Damit seien Arbeitslose im Ausland auch nicht mehr krankenversichert und bekämen kein Kindergeld mehr aus Deutschland.
Arbeitslose müssen alle soziale Leistungen ab kommendem Jahr in den Niederlanden beantragen. Viele trauen sich aber nicht, diese auch in Anspruch zu nehmen. Denn damit riskieren sie ihre Aufenthaltsgenehmigung. Da steht nämlich drauf, dass es Folgen für das Bleiberecht haben könnte, wenn man soziale Leistungen in Anspruch nimmt.

Das bestätigen niederländische Gemeinden auf Anfrage. In Kerkrade zum Beispiel kann jeder mittellose EU-Bürger Sozialhilfe beantragen. Die Gemeinde meldet das aber an die Fremdenpolizei, wo die Folgen für das Bleiberecht geprüft werden.

So geht das, zahlst Du nichts ein, geh dahin wo Du hergekommen bist, oder nach Deutschland, die zahlen alles. Die nehmen Ausländer immer noch mit Kusshand.

Ich habe einen Artikel aus der Bild Zeitung, 10 Jahre alt, damals schrieb Peter Boenisch: Was denkt sich ein arbeitsloser deutscher Bauarbeiter, wenn er an eine Baustelle vorbeikommt, wo rumänische Bauarbeiter arbeiten und auch der Kran von einem Rumänen gesteuert wird?

Wir haben seit 1995 die Hälfte der Arbeitsplätze verloren. Über 700000, ohne die, welche von Ausländern besetzt wurden. Wenn das so weiter geht, gibt es bald keine Bauindustrie mehr. Aber zahlen sollen wir in Europa immer an erster Stelle.
Die Krönung ist dann, dass dann hier auf den Baustellen das Recht des Entsenderlandes gelten soll, das scheint ja fürs erste abgewehrt zu sein.

Hätten wir am Bau nicht den tariflichen Mindestlohn, den jeder hier zahlen muss aber viele es nicht tun, gäbe es hundertausende arbeitslose Bauarbeiter mehr.

Allein in den Schlachthöfen arbeiten 27000 Billiglöhner.
Billiglohn macht arbeitslos und Senkung der Einkommen auch. Wovon lebt die Binnennachfrage? Wir bauen zurzeit nur Aldis, Lidl, Hit Markt und ähnliche Discounter. Die Geschäft in den Innenstädten müssen Leute entlassen. Es dauert nicht mehr lange, dann kriselt es in der Autobranche. Wer kann sich denn noch ein neues Auto kaufen. Die werden zunehmend von Computern gebaut und die brauchen keine Autos. Nix zu tun, keine Arbeit da, da reden die Arbeitgeber von Mehrarbeit, kostenlos natürlich. Wer glaubt das Mehrarbeit Arbeitsplätze schafft, wenn keine Arbeit da ist, der glaubt auch, dass einem vom Haare schneiden die Haare wachsen.

Zu den Löhnen wo die Rumänen arbeiten können wir nicht mal mehr unsere Miete zahlen. 362.103 Menschen waren im Februar im Ruhrgebiet (ohne den Kreis Wesel) ohne Arbeit. Im Vergleich zum Vormonat stieg die Arbeitslosigkeit in der Region um 13,8 Prozent. Die Arbeitslosenquote liegt damit bei 16,1 Prozent. Die höchste Arbeitslosenquote gibt es mit 22,1 Prozent im Arbeitsamtbezirk Gelsenkirchen. Hier gibt es bereits Suppenküchen.

„Die derzeitige Entlohnung von durchschnittlich 50 000
bis 60 000 Euro pro Mandat ist nicht angemessen:“
Der ehemalige Bayer-Chef und heutige Multi-Aufsichtsrat Manfred Schneider
laut dpa in der Sonntagszeitung der FAZ vom 28. November. Schneider
ist Aufsichtsratsmitglied in sieben der 30 Dax-Unternehmen.

Nicht das wir uns da falsch verstehen. Ich habe nichts dagegen, wenn Arbeitgeber noch soviel Geld scheffeln. Aber sie haben auch eine soziale Verantwortung für die Menschen hier in unserem Lande. Statt die Steuern zu senken damit sie noch mehr Abfindungen zahlen können, würde man besser in Arbeit investieren und gerade in der Bauwirtschaft und zwar in der Altbaumodernisierung. Das bringt siebenmal soviel Arbeitsplätze als beim Neubau bei gleicher Investition.

Wenn Eigenheimzulage weg soll, dann dafür auf Bauleistungen nur noch den halben Merwertsteuersatz. Schwarzarbeit wird am sinnvollsten bekämpft wenn sie sich nicht mehr lohnt.

Es ist fünf nach 12 in der Deutschen Bauwirtschaft. Aber trotzdem nicht jammern, sondern nach Lösungen suchen. Und den unlauteren Wettbewerb abschaffen.
Ohne Regeln geht es nicht. Tarifverträge haben sich bewährt. Sie müssen das unterste Level sein. Der beste muss die Aufträge kriegen und nicht der, der seine Leute am meisten bescheißt. Die kleinen sind da noch besser dran. Hier werden auch noch die besseren Löhne gezahlt. Und die Leute klotzen ran. Sie haben verstanden. Gemeinsam kommen wir da raus, aber nicht nur auf Kosten der Arbeitnehmer.

Die Großen versteht keiner mehr. Die sind auf einer Spirale nach unten, die ein ganzes Land mitzieht.
Für die muss gelten, wenn ein Sub auffällt muss der Generalunternehmer mit haften. Und der darf dann auch keine öffentlichen Aufträge mehr bekommen. Die Branche verkommt in Kriminalität, Korruption und Betrug.

Steht auf,wenn ihr Bauarbeiter seid, für faire Bedingungen, für faire Tariflöhne.
Wir leisten unseren Beitrag, aber andere dürfen sich nicht aus der Verantwortung stehlen.


Frohe Ostern

[Modellsammler 0]

Da will ich auch mal was dazu sagen

Seit ich ab Januar Hartz 4 beziehe(kriege im Moment 478,93 EUR im Monat), ist das für mich gar nicht mehr so einfach, einen Job zu finden.

Arbeite seit dem 1.ten März bei einem Tief-,Straßenbau-Unternehmen als Pflasterer für 1 € Job (kriege die Stunde 2,50 €, darf nur bis 30 Stunden in der Woche arbeiten) und bin überhaupt nicht zufrieden mit der Arbeit.

Ich darf mehr schuften als die anderen Kollegen, die fest angestellt sind und natürlich besser bezahlt werden, ständig werde ich angeschnauzt, schneller zu arbeiten.

Habs denen schon gesagt, wenn ihr besser bezahlt werdet, dann könnt ihr schneller schuften als bei meinen mickrigen Stundenlohn von 2,50 Euro.

Ich mußte die Arbeit annehmen, das heißt, wenn ich diese Stelle verweigert hätte, dann werden mir bei der nächsten Auszahlung von Hartz 4 30 % abgezogen!

Der nächste Hammer: :bagger3:

Für den Monat März sind es 144 Stunden x 2,50 EUR = 360 Euro dazuverdient, das Geld sehe ich bestimmt nicht, da es mit 15 % angerechnet wird.

360 Eur x 15 % = 54 Eur, der Rest geht ans Agentur für Arbeit, ich darf die 54 Eur behalten für einen Monat Schufterei, das ist Lachhaft. :bagger3: :bagger3:

Aber den Beamten von der Agentur für Arbeit interessiert das überhaupt nix.

Aber hier sind lauter Ausländer(meisten davon nur Russland-Deutsche) und die bauen zur Zeit wie verrückt hier bei meiner Region, indem sie vom Staat auch noch unterstützt werden.

Bei einigen von denen mußten ihren Bau einstellen, weil sie Schwarzarbeiter aus Polen geholt hatten und die hatten hier keine Aufenthaltsgenehmigung, waren alle illegale Schwarzarbeiter.

Tja, den Häulebauer wurde das ziemlich teuer.


Die Regierung da oben labern eh nur Mist und lügen wie gedruckt, und ich denke nicht, das die Arbeitslosenzahlen wieder sinken werden (Stand: März 5,21 Mio.).

Wenn das so weiter geht mit Hartz 4, dann kann ich gleich ne Knarre ans Kopf halten und abdrücken.

Wünsche dennoch allen anderen ein frohes Osterfest und viele bunte Eier.

Gruß Modellsammler

[T.V. 57]

ich wünsche uns allen erstmal frohe ostern und viele schokoladeneier

ich hab jetzt doch mal eine frage an den betriebsratsvorsitzenden wie in seiner firma das thema subs gehandhabt wird....hat man keine oder wenn ja, wie wird es gehandhabt, dass diese ordnungsgemäß entlohnt werden.... gerade in hinblick auf das treffen seines chefs mit herrn schröder über dessen ergebnisse nichts veröffentlicht wurde ... ...

hartz4 haben für mich leute fabriziert, die kilometerweit von der realität in deutschland entfernt leben.... hier werden menschen bestraft, von denen der grossteil nichts für die arbeitslosigkeit kann.... das erschütternde ist, dass die dann mit sicher vorhandenen "sozialschmarotzern" auf eine ebene gesetzt werden...

ein bisschen wie das wort zum sonntag...schöne tage noch

[Gast Philou]

Wer wird sich denn beklagen..............

Alles wird besser!


Mein Vorschlag: demnächst bekommst Du nicht 1 Euro pro Stunde.......... .............Du bezahlst erst mal einen Euro pro Stunde, um das Recht auf Arbeit zu haben!

Seit 45 hatten wir in Deutschland den Erfolg mit einem ausgewogenen Dialog zwischen Gewerkschaften und UNternehmern!

Endlich sind wir weltoffen...........alle positiven Erfahrungen vergessen.........die Amis gehen mit dem Kopf direkt in die Wand :bagger3: .........ist doch ganz klar, dass wir dann diesem Beispiel folgen müssen :bagger3:

[Betriebsratvorsitzender † 6]

Das ist ein Skandal, da würde ich den Arbeitgeberverband und die Gewerkschaft einschalten. Auch ein Bericht an die Presse wäre sicherlich hilfreich. Es kann doch nicht sein, dass ein Bauunternehmer 1 Euro Jobber bekommt, keine Sozialabgaben zahlen muss und dadurch andere Betriebe in den Ruin treibt.

Die Ein-Euro-Jobs sind in § 16 Abs. 3 Satz 2 SGB II geregelt. Es muss sich dabei um gemeinnützige und zusätzliche Arbeiten handeln, sie dürften regulär Beschäftigten nicht die Arbeit wegnehmen.
Sie müssen gemeinnützig sein, denn sonst könnte sich ja jeder Privatmensch oder private Arbeitgeber seine "Billigsklaven" mieten. Und sie müssen "zusätzliche", sprich: marktferne, Dienstleistungen oder Produkte anbieten. Sonst würden die 1-Euro-Jobber mit ihrem unschlagbar billigen Angebot nicht nur innerhalb eines Betriebs reguläre Arbeitsplätze verdrängen, sondern auch die Wettbewerbssituation auf dem Markt überhaupt verzerren - und privatwirtschaftliche Betriebe mit derselben Produktpalette in den Ruin treiben.

Es ist zu befürchten, dass neue Wettbewerbsverzerrungen entstehen, dass öffentliche Aufträge der Privatwirtschaft verloren gehen und dass die tariflichen Mindestlöhne der Bauwirtschaft ausgehöhlt werden. Außerdem besteht die Befürchtung, dass das Instrument von Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung dazu genutzt werden könnte, nennenswerte Teile der verbliebenen öffentlichen Aufträge nunmehr mit Transferempfängern in Beschäftigungsgesellschaften abzuwickeln statt private Unternehmen zu beauftragen.

Forderung:

Ein-Euro-Jobs im Baugewerbe sind nicht zuzulassen. Sie dürfen weder Unternehmen und Beschäftigte noch die tarifvertraglichen Regelungen in der Baubranche gefährden.

Hier heißt es handeln, die sind ja noch billiger als ausländische Arbeitnehmer und das mit staatlicher Förderung :bagger3:

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