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Die starken Regenfälle der letzten Wochen, die in immer kürzeren Zeitabständen auftreten, haben in Baden-Württemberg zu teils heftigen lokalen Überschwemmungen in bislang nicht gekanntem Ausmaß geführt. Die Folge waren Schäden in Millionenhöhe für Hausbesitzer und Gemeinden.

Die Landesvereinigung Bauwirtschaft Baden-Württemberg sieht jedoch nicht nur wetterbedingte Ursachen für diese Überflutungsszenarien. ?Zahlreiche Überschwemmungsschäden wären vermeidbar gewesen, wenn das Kanalnetz ausreichend dimensioniert gewesen wäre", meint Geschäftsführer Dieter Diener. ?Das Abwassersystem vieler Kommunen hat jedoch oft nur eine beschränkte Leistungskapazität. Dadurch können die gewaltigen Wassermassen nicht mehr gefasst und sicher abgeleitet werden." Die Bauwirtschaft fordert deshalb von den Gemeinden eine umgehende Überprüfung ihrer Kanalnetze, um festzustellen, ob die Dimensionierung noch den heutigen Erfordernissen entspricht.

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Das Kanalnetz hierzulande ist historisch gewachsen und teilweise bereits über 80 Jahre alt. Neben dem oft maroden Zustand der Rohre, 17 % der Kanäle in Baden-Württemberg sind als schadhaft ausgewiesen, wird vor allem das zu geringe Fassungsvermögen des Abwassersystems zum immer größeren Problem. Grund hierfür sind zum einen die zahlreichen Neubaugebiete, die ab Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts in den Gemeinden entstanden sind und die man vielfach nur an das bestehende Kanalnetz angeschlossen hat, ohne es zu erweitern. Hinzu kommt die allgemeine Klimaveränderung. Klimaforscher gehen davon aus, dass die häufigen Starkregenfälle der letzten Jahre in Zukunft sogar noch zunehmen werden. Mit dieser Entwicklung aber hält der Ausbau der Entwässerungssysteme im Land schon lange nicht mehr Schritt.

Noch bis in die siebziger Jahre hinein wurde bei der Planung von Kanalisationsanlagen die notwendige Leistungsfähigkeit mit 100 Liter/Sek./ha Regen bemessen. In den achtziger Jahren ging man bereits von 120 Liter/Sek./ha aus. Ab der Jahrtausendwende waren auf Grund von Modellregenberechnungen Kanäle erforderlich, die mindestens 180 Liter/Sek./ha fassen können. Die Bemessungsansätze im Falle von Platzregen haben sich somit in den letzten Jahrzehnten um mehr als 40 % erhöht. Zwischenzeitlich treten lokal sogar bis zu 800 Liter/Sek./ha auf, also das Fünffache der als normal errechneten Menge. Trotz zahlreicher Anpassungs- und Erweiterungsmaßnahmen kann das bestehende Kanalnetz diese enormen Wassermengen oft nicht mehr ableiten.

Die Landesvereinigung Bauwirtschaft fordert daher alle Gemeinden in Baden-Württemberg auf, ihre kommunalen Kanalpläne auf die aktuellen Entwicklungen hin zu überprüfen und den Investitionsbedarf für die nächsten Jahre festzulegen. Zu klären ist insbesondere, ob die Dimensionierung der Kanäle den zu erwartenden Niederschlagsmengen entspricht, ob künftige Neubaugebiete ausreichend berücksichtigt wurden und ob es mögliche Schwachstellen im Falle eines so genannten Katastrophenregens gibt. Überprüft werden müssten aber auch andere Maßnahmen wie z.B. die ausreichende Dimensionierung von Regenrückhaltebecken und Talsperren oder die Leistungskapazität von natürlichen Gewässern, die große Wassermengen aufnehmen sollen.

Der Geschäftsführer der Landesvereinigung sieht die Kommunen zudem noch aus einem anderen Grund in der Pflicht: "Seit einigen Jahren erheben Gemeinden eine spezielle Niederschlagswassergebühr mit der Begründung, dass auch dieses Wasser abgeführt werden muss und die Kanalisation zusätzlich belastet. Wenn also schon dafür Gebühren erhoben werden, dann ist die Kommune auch in der Pflicht, ihre Abwasserkanäle so auszulegen, dass den Betroffenen und ihrem Eigentum bei Starkregen möglichst kein Schaden erwächst."

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externer Link: www.bauwirtschaft-bw.de

(Foto: Bauforum24)

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