Bauforum24 1.291 Geschrieben 3. April 2009 Geschrieben 3. April 2009 Auch kleinere Bauobjekte können die volle technologische Kompetenz erfordern. Das zeigt die neue Fischtreppe in der rund 6.000 Einwohner zählenden Samtgemeinde Liebenau nordwestlich von Hannover.Im Herzen des idyllisch gelegenen Ortes an der Großen Aue wurde eine ehemalige Mühle restauriert und mit einer Turbine ausgestattet, die umweltfreundlichen Strom aus Wasserkraft erzeugen soll. Dabei mußte eine neue Fischtreppe gebaut werden, damit Aale, Forellen und andere wandernde Fischarten sich weiter frei im Fluß bewegen können. Die komplizierte Geometrie und andere Vorgaben waren nur mit viel Erfahrung und technologischem Fachwissen zu bewältigen. Die Fischtreppe paßt sich hervorragend ins Ortsbild der Gemeinde Liebenau ein.Die Mühle befindet sich im Mittelpunkt des Ortes. Deshalb legte man viel Wert auf eine ansprechende Gestaltung der Fischtreppe, die sich in die Umgebung einpassen, aber gleichzeitig dauerhaft sein sollte. Man entschied sich für eine Optik, die Mauern aus Bruchsandsteinen nachempfunden war. Die Fischtreppe besteht aus 19 miteinander verbundenen kleinen Becken, die sich auf 27 Meter Länge erstrecken und einen Höhenunterschied von rund 2,30 m überbrücken. Eng angelegte Mäander sorgen dafür, dass die Fließgeschwindigkeit herabgesenkt wird, so dass die Fische sich ungehindert bewegen können. Dadurch entsteht eine labyrinthartige Geometrie, die nur in kleinen Abschnitten betoniert werden konnte. Nach jedem Abschnitt wurde die Schalung umgebaut, erst dann konnte die nächste Betonage in Angriff genommen werden. 115 Kubikmeter hell sandsteinartig eingefärbter Beton wurden auf diese Weise verarbeitet. Mehrere Versuche waren notwendig bis Farbe und Struktur des Betons eine Anmutung wie Sandstein zeigten.Eine besondere Schalung sorgt dafür, dass sich die Struktur von Bruchsandsteinen und ihren Fugen mit dem Beton nachbilden läßt. Zunächst fasste man für die Herstellung der geforderten hohen Frostbeständigkeit (XF3) eine Rezeptur C25/30 mit Luftporenbildner ins Auge. Allerdings stellte man schnell fest, dass die angestrebte porenarme Qualität der Oberfläche nicht erreicht werden konnte. Zum Einsatz kam statt dessen ein dichterer C35/45, der in plastischer Konsistenz eingebaut und so dem Gefälle der Bauwerks angepasst werden konnte . Mehrere Versuche waren notwendig, um gemeinsam mit dem Auftraggeber die richtige Farbtönung zu finden. ?Damit die Farbabweichungen möglichst gering ausfielen, haben wir uns dafür entschieden den in der Ausschreibung vorgegebenen Farbslurry ? eine stabile Suspension aus Farbpigmenten - schon im Mischer auf der Anlage beizumischen", berichtet Romanus Diedrich, der als zuständiger Betontechnologe von Cemex das Objekt von Anfang bis Ende betreute. ?Wir haben die Farbe in einem festen Verhältnis zur erforderlichen Wassermenge über die Wasserwaage in den Mischer zugegeben und so erreichen können, dass es trotz der vielen kleinen Betonageabschnitten kaum Farbunterschiede gibt." Lange Mischzeiten und die rund 45 min dauernde Anlieferungszeit sorgten zusätzlich für eine optimale Durchmischung und gleichmäßige Farbgebung. Durch die verschachtelte Konstruktion konnte der Beton nur abschnittsweise eingebaut werden. Dennoch gibt es nur minimale Farbabweichungen.Die Schalung stellte den Baustofftechnologen vor weitere Herausforderungen: Stark strukturierte Matrizen aus silikonartigem Kunststoff wurden auf die Schalung aufgenagelt. Die Betonflächen sollten wie aufeinander geschichtete Sandsteinblöcke wirken, deshalb gab es einspringende Kanten, dort wo die Fugen optisch nachgebildet wurden. Das war für die Entlüftung ? selbst mit Rütteln - schwierig. Doch auch hierfür war die ausgewählte Rezeptur geeignet. Lunker und Luftblasen konnten weitgehend vermieden werden, und der Bauherr freute sich über die ansprechende, klar strukturierte Oberfläche. Auftraggeber war die NLWKN (Niedersächsische Landesbehörde für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz), die Ausführung übernahm die Albert Fischer Bauunternehmung aus Elze bei Hannover.Mehr Bauforum24 News...(Fotos: Cemex) Zitieren
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