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Kürzlich gab Henrich Clewing, Geschäftsführer der Merlo Deutschland GmbH in Bremen, ein Interview, in dem er sich ausführlich mit dem besonderen einsatztechnischen Wert sowie der maschinentechnischen Entwicklung und der Marktsituation von Teleskopmaschinen, speziell von Merlo-Maschinen, befasste.

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Henrich Clewing, Geschäftsführer der Merlo Deutschland GmbH in Bremen

Herr Clewing, ist es nicht für den wirtschaftlichen Erfolg eines Baumaschinenherstellers gefährlich, sieht man einmal von Ihrer Cingo-Linie ab, sich nur mit der Entwicklung und dem Vertrieb einer einzigen Art Baumaschine zu befassen?
Henrich Clewing: Oberflächlich betrachtet, trifft das durchaus zu, doch unser Haus ist davon in keiner Weise betroffen. Wir haben mittlerweile über 70 Ausführungsvarianten an Merlo-Teleskopmaschinen als automobile Trägersysteme für Wechselausrüstungen im Vertriebsprogramm und verfügen derzeit bereits über ein Angebot von weit mehr als 100 Ausrüstungen. Auf diesen beiden Fakten gründet sich auch die anhaltende Marktführerschaft unseres Hauses.

Kann man das nicht auch auf dem Sektor der klassischen Radlader finden?
H.C.: Mit Wechselausrüstungen wird auf dem Bauma-schinensektor schon seit mehr als 45 Jahren gearbeitet. An Lademaschinen und Baggern aller Art. Doch mit Entwicklung der vergleichsweise jungen Teleskopmaschine haben wir den Wünschen der Bauwirtschaft entsprochen, die ihr von den herkömmlich aufgebauten Maschinen nicht erfüllt werden konnten. Unsere Teleskopmaschinen unterscheiden sich besonders von vergleichbaren Radladergrößen durch eine höhere Tragfähigkeit, größere Reichweiten und Hubhöhen, schnellere Einsatzplatzwechsel über alle möglichen Wege, kürzere Manövrierzeiten bei geringstem Platzbedarf, ergonomisch gestaltete und als Dauerarbeitsplätze eingerichtete Fahrerkabinen sowie durch eine optimale Rundumsicht auf das Maschinenumfeld.

Lassen sich bei einer derartig langjährig intensiven Entwicklungsarbeit nicht doch schon Grenzen erkennen?
H.C.: Ich könnte die Frage zwar schon mit einem glatten Nein beantworten, möchte sie aber nutzen, um unsere Entwicklungsarbeit etwas zu verdeutlichen. Der Außendienst in allen von Merlo betreuten Regionen und Ländern ist von Anfang an angehalten, mit den Bauunternehmen und mittlerweile auch mit den Kommunen, Handwerkern, Industrieunternehmern, Landwirten, Spediteuren und mit in der Sicherheitstechnik aktiven Behörden ständig nach ausstattungs- und ausrüstungstechnisch realisierbaren Verbesserungen zu suchen. Der sich daraus ergebende und sich laufend erweiternde Katalog ist so umfangreich, dass er wohl noch für weitere Generationen an Entwicklungsingenieuren genügend Aufgabenstellungen bietet.

An welcher Art von Verbesserungen wird in diesem Zusammenhang gearbeitet?

H.C.: Wenn wir einmal das Segment ?Trägermaschine" außer Betracht lassen und uns auf das der ?Ausrüstungen" konzentrieren, sind es u.a folgende Bereiche: Optimierung der Handhabungssicherheit der von der Teleskopmaschine zu bewegender Materialien und Güter bei deren zugleich maximalen Schonung; Suche nach neuen Ausrüstungen, um auch weiterhin mehr und mehr Aufgaben teurer Spezialmaschinen ohne Qualitäts- und Leistungsverlust übernehmen zu können; Verringerung der Ausrüstungsgewichte bei gleichzeitiger Steigerung der Nutzungslebensdauer und nicht zuletzt Vereinfachung der ausrüstungsspezifischen Koppelungssysteme mit der Trägermaschine.

Es wird aber auch weiter an der Verbesserung der Trägermaschine gearbeitet?!
H.C.: Das versteht sich von selbst. Sicher wird sich das von uns entwickelte und tausendfach bewährte System des mit dem zentralen Hydraulikaggregat geblockten Mittel-Unterflurmotors, des permanenten Allradantriebs mit seinem dreifach variierbaren Lenksystem und vor allem die hydraulische Querneigungs- und Seitenbeweglichkeit des Maschinenrahmens unserer semistarren Panoramic-Teleskopmaschinen nicht grundlegend ändern. Unsere Entwicklungsingenieure werden sich aber weiterhin in einem Schwerpunkt mit der Vervollkommnung des Bedienungs- und Wartungskomforts und des elektronischen Sicherheitssystems befassen. Natürlich fordern auch viele neue ausrüstungstechnische Kundenwünsche, wie sie zum Beispiel aus der Land- und Forstwirtschaft und aus dem Kommunalbereich kommen, nicht selten Anpassungsarbeiten an den entsprechenden Trägermaschinen.

Kann man sagen, dass Merlo mit seinen Teleskopmaschinen keineswegs so genannte Fließbandprodukte herstellt, sondern sich von Anfang an auf die besonderen Wünsche des jeweiligen Kunden einstellt?
H.C.: Diese Feststellung kennzeichnet den Kern unserer Arbeit. Wir in der Vertriebsorganisation sehen uns nicht als ?Maschinenverkäufer", sondern als helfende ?Problemlöser". Da wir die Funktionen und das Leistungsvermögen all unserer Maschinen und Ausrüstungen aus vielen bereits vollzogenen Einsätzen nahezu lückenlos kennen, fällt es uns nicht schwer, einen vorgetragenen Kundenwunsch oder noch besser nach konkreter Beobachtung einen in althergebrachter Weise ablaufenden Umschlag-, Transport-, Beschickungs- oder Arbeitsprozess für den Kunden gewinnbringend auf eine unserer Maschinen zu übertragen.

Wie beurteilen Sie generell die zukünftige Marktsituation für Teleskopmaschinen?
H.C.: Teleskopmaschinen haben sich längst in allen Industrie- und Wirtschaftszweigen sowie im Kommunalbereich flächendeckend etabliert. Diese Vielgestaltigkeit des Nachfragepotenzials wird auch in der Zukunft für einen gleichermaßen ausgeglichenen Maschinenbedarf sorgen. Zugleich können wir damit rechnen, eine Vielzahl neuer Kunden zu gewinnen, die sich bislang noch nicht mit der nötigen Tiefe mit den sich mit dem Einsatz von Teleskopmaschinen für sie ergebenden Vorteilen befasst haben. Hier möchte ich an den zunächst langsamen Akzeptanzprozess erinnern, als die Baumaschinenindustrie den Hydraulikbagger auf den Mark brachte und damit den bis dahin zur scheinbar unverzichtbaren Grundausstattung eines Bauunternehmens gehörenden Seilbagger mehr und mehr verdrängte. Natürlich wird speziell der Marktanteil von Merlo auch in der Zukunft stark von den von mir genannten Entwicklungsaktivitäten unseres Hauses positiv beeinflusst werden.

(Foto: Merlo)

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