Bauforum24 1.288 Geschrieben 15. Juli 2008 Geschrieben 15. Juli 2008 Es ist ein Novum in einer Region, in der die Bundesautobahnen bisher hauptsächlich mit Asphaltdecken hergestellt wurden: Ein knapp zehn Kilometer langes Teilstück der A 30 erhält eine neue lärmgeminderte Fahrbahndecke aus Waschbeton. Zwischen den Anschlussstellen Rheine-Nord und Rheine-Kanalhafen lässt der Landesbetrieb Straßen.NRW die LKW-Spur und die Standspur in beiden Richtungen bis September dieses Jahres sanieren. Der Fahrbahndeckenbeton 0/8 mm wird in einer Dicke von 26 Zentimetern eingebaut, und zwar in einer Lage ? eine weitere Besonderheit des Bauvorhabens. Zwei von vier Bauabschnitten hat die Oevermann Verkehrswegebau GmbH & Co. KG, Niederlassung Osnabrück/Gütersloh, im April und Juni bereits ausgeführt. Die Hauptfahrstreifen und die Standspuren der A 30 bei Rheine werden bis September in beiden Richtungen erneuert. Sie erhalten eine lärmmindernde Fahrbahndeckschicht aus Waschbeton.Die Gesteinskörnungen für den Straßenbeton liefert die Cemex Kies & Splitt GmbH, eine Tochter der Cemex Deutschland AG. Neben knapp 16.000 Tonnen Wesersand 0/2 mm aus dem Cemex-Kieswerk Leese/Stolzenau kommt ein hochwertiger Edelsplitt zum Einsatz: 33.000 Tonnen Karbonquarzit 2/8 mm aus dem Steinbruch Piesberg. Nicht nur die Liefermenge ist außergewöhnlich groß, auch die Anforderungen an die Materialeigenschaften sind besonders hoch.?Unser Piesberger Karbonquarzit ist ein absoluter Sonderfall unter den Gesteinen in Norddeutschland. Trotz des hohen Quarzanteils erweist er sich im Nebelkammerversuch als unempfindlich gegenüber einer schädigenden Alkali-Kieselsäure-Reaktion und ist somit bestens für Betonfahrbahndecken geeignet", betont Dipl.-Ing. Michael Möllmann. Als Qualitätsverantwortlicher Mineralische Rohstoffe im Gebiet Weser-Ems ist er zuständig für den auf Osnabrücker Stadtgebiet gelegenen Cemex-Steinbruch. Da die Alkali-Kieselsäure-Reaktion (AKR) seit einigen Jahren in Verdacht steht, eine Rissbildung in Betonfahrbahndecken zu fördern, waren alkaliempfindliche Gesteinskörnungen von vornherein ausgeschlossen. Die Oevermann Verkehrswegebau GmbH & Co. KG stellt auf dem knapp zehn Kilometer langen Streckenabschnitt in vier Bauabschnitten 120.000 Quadratmeter Betondecke her.Der Karbonquarzit vom Piesberg weist noch weitere Materialeigenschaften auf, die ihn hervorragend für den Einsatz als Fahrbahndeckenbeton geeignet machen. Neben seiner nachgewiesenen AKR-Resistenz bringt das Gestein eine besonders hohe Rauheit mit. Sie bewirkt eine hohe Griffigkeit der Fahrbahndecke und ist für ein gutes Bremsverhalten der Reifen entscheidend. Der Edelsplitt erreicht einen PSV-Wert (Polished Stone Value) von 63 und den geforderten SZ-Grenzwert von 18. Auch die Kornform des Edelsplitts muss höchsten Ansprüchen genügen. Wird üblicherweise ein 20-Prozent-Anteil der im ungünstigen Verhältnis von größer 3:1 geformten Körner toleriert, dürfen hier nur 15 Prozent des Edelsplittes eine plattige Kornform aufweisen. Durch eine besondere Brecherfahrweise stellen die Mitarbeiter des Steinbruchs einen Edelsplitt mit nahezu perfekt gedrungener Kornform (SI) von ca. 3 bis 5 Masse-% für den Waschbeton her.Stichwort Waschbeton: Mit einer Spezialbehandlung der Betonoberfläche erzielt das ausführende Unternehmen eine deutlich wahrzunehmende Lärmminderung von bis zu zwei dB(A): Die Betonfahrbahn zeigt ähnliche akustische Eigenschaften wie ein herkömmlicher Splittmastixasphalt. Ein Besenwagen bürstet den obersten Millimeter der Betonoberfläche heraus und befreit die Edelsplittköpfe von ihrer Zementüberdeckung. Auf der Waschbetonfahrbahn kann die Luft, die beim Reifenablauf komprimiert wird, somit seitlich entweichen. Die Geräuschemissionen sinken. Oevermann-Polier Hermann Albers (Mitte) und Stefan Bürger, Vertriebsleiter Mineralische Rohstoffe im Gebiet Weser-Ems der Cemex Kies & Splitt GmbH (rechts).Oevermann-Baustellenleiter Lars Renziehausen: ?Die bisher betonierten Abschnitte sind ausgesprochen gut gelungen, der Beton lässt sich aufgrund des kleinen Größtkorns hervorragend einbauen und verdichten."Das Autobahnteilstück bei Rheine war 1986/87 freigegeben worden und zeigte nach über zwanzig Jahren unvermeidbare Abnutzungserscheinungen, hervorgerufen nicht zuletzt von den hohen mechanischen Beanspruchungen durch den Schwerlastverkehr. Die linken Fahrspuren bestehen bereits aus Beton; sie sind noch in gutem Zustand und werden nicht mit erneuert. Seit der Liberalisierung des Warenverkehrs im europäischen Raum und der Osterweiterung der Europäischen Union ist die A 30 eine wichtige Ost-West-Verbindung. Mittlerweile nutzen täglich 31.000 Fahrzeuge diesen Streckenabschnitt, darunter rund 10.000 LKW.(Fotos: Cemex) Zitieren
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