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Geschrieben
Der Wald ist flächenbedeutsamer Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Waldnutzung und Walderhaltung im Rahmen ordnungsgemäßer forstlicher Bewirtschaftung ist an das Vorhandensein eines ausreichenden Wegenetzes geknüpft.

Die wachsende Inanspruchnahme des Waldes für Freizeitgestaltung und Erholung der Bevölkerung führt auch zu einem steigendem Interesse und Bedarf der Öffentlichkeit an einem forstbetrieblichen Wegenetz, das diesen vielfältigen Belangen entspricht. Zugleich sind der Bau und die betriebliche wie auch die öffentliche Nutzung von Waldwegen zwangsläufig mit Einwirkungen auf den Naturhaushalt und das Ökosystem Wald verbunden. Dieses Leitbild soll dazu beitragen, die dadurch auftretenden Konflikte aufzugreifen und zu bewältigen. Da weite Teile des Waldes durch Wege ausreichend erschlossen sind, stehen in der Zukunft vermehrt Maßnahmen der Wegepflege und der Wegeinstandsetzung an, um das Wegenetz an gestiegenen betrieblichen und öffentlichen Anforderungen anzupassen. So werden in Zukunft für Freizeit und Erholung Waldwege von der Bevölkerung zunehmend in Anspruch genommen. Die Intensität dieser Inanspruchnahme erreicht besonders in Erholungs- und Ballungsgebieten ein erhebliches Ausmaß. Daraus folgt, dass Aspekte einer umweltschonenden und ökologisch verträglichen Walderschließung nicht allein das Spannungsfeld zwischen forstwirtschaftlichen Nutzungsinteressen, Naturschutz und Ökologie zu beachten und auszugleichen sind, sondern dass außerdem wegen der ansteigenden Freizeitnutzung von Waldwegen vielerorts diese Waldwege über forstliche Erschließungsaufgaben hinaus bedeutsame Funktionen für die Öffentlichkeit wahrnehmen.

So werden Straßen mit wassergebundenen Decken in Zukunft im Forst nur noch gebaut werden, da sie eine Reihe von Vorteilen haben. Sie verhindern die Bodenversiegelung, so dass Wasser und Sauerstoff an Pflanzenwurzeln kommen. Oberflächenwasser wird nur zum Teil abgeführt, da es auf den wassergebundenen Flächen versickern kann. Dies vermindert die Hochwassergefahr. Für Fußgänger bzw. Jogger sind wassergebundene Decken gelenkschonender, da der Belag weicher ist. Eine wassergebundene Decke ist eine unbefestigte Deckschicht für Straßen und Wege, die aus einem gebrochenen Natursteinmaterial besteht. Das Material wird dabei weder von hydraulischen noch bituminösen Bindemitteln zusammengehalten. Diese Art von Straßenbelag eignet sich nur für Verkehrswege mit geringem Verkehrsaufkommen aber hoher Belastung. So müssen sie bis zu 50 t je Fahrzeugkombination bzw. Achslasten von 11,5 t je Einzelachse und 19 t je Doppelachse schadlos aufnehmen können. Um die Werthaltigkeit dieser Straßen und Wege zu erhalten, müssen diese in Zukunft mehr gepflegt und unterhalten werden, wofür immense Kosten notwendig sind. Sinn der Erfindung ist es, eine Vorrichtung und ein Verfahren zu schaffen, um diese Maßnamen kostengünstig, schnell und besser mit weniger Spezialmaschinen und weniger Personal durchzuführen.

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Ein Feldweg vor der Bearbeitung.

Aus dem Stand der Technik sind Maschinen bekannt, mit denen Wege mit wassergebundenen Decken neu aufgebaut werden. Es kommen oft Steinbrecher zum Einsatz, die den Weg auffräsen, um den Boden aufzulockern und zu mischen. Bei diesem Verfahren wird die Kornstruktur zerstört, weil das wichtige Stützkorn im Boden zertrümmert wird. Die Feinanteile nehmen zu. Es ist danach keine richtige Sieblinie (Kornzusammensetzung) vorhanden. Diese ist wichtig bei der Verdichtung. Einkörniger Boden lässt sich schlecht oder in manchen Fällen überhaupt nicht verdichten. Um ein Wegprofil herzustellen, wird ein Grader benötigt, der das Material verteilt und ein Oberflächenprofil herstellt, damit das Wasser ablaufen kann.

Ein Grader ist eine teure Spezialmaschine, ist unbeweglich und die Bedienung sehr schwer. Mit den bekannten Anbauplanierschildern für Traktoren wird das Material mehrmals hin und her geschoben. Dieser Arbeitsablauf dauert sehr lange - das aufgebaute Material trocknet sehr schnell aus und ist nicht mehr zu verdichten. Anschließend muss noch eine weitere Maschine als Verdichtungsgerät mit Fahrer eingesetzt werden.

Die Spezialisten von Stehr aus dem oberhessischen Schwalmtal stellten sich den Problemen und entwickelten zusammen mit der Hessen-Forst-Technik (Herr Kessler und Herr Tolle) ein System, um Wege und Straßen mit wassergebundenen Decken schnellstmöglichst mit geringem Aufwand zu sanieren. Da weltweit nur ca. 75 % der Straßen asphaltiert, aber überall landwirtschaftliche Traktoren vorhanden sind, soll das Stehr-System dazu beitragen, die Verkehrs-Infrastruktur in vielen Entwicklungsländern kostengünstig zu verbessern.

Der sogenannte Gravel-Road-Finisher wird an ein Trägergerät wie Traktor, Radlader, Grader, Unimog oder dergleichen front- und heckseitig angebracht. Die heckseitige Vorrichtung besteht aus einer Mischvorrichtung mit angebauter Profiliereinrichtung oder Einbaubohle. Damit wird in normaler Fahrtrichtung des Trägergerätes bestehendes Wegematerial aufgelockert, gemischt und profiliert. Die Einbaubohle ist so konstruiert, dass jedes bekannte Straßenprofil in nur einem Übergang angelegt werden kann. Dies geschieht mit einer Geschwindigkeit von 15-20 km/h.

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Abschieben des organischen Materials,...

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... Auflockern, Mischen und Profilieren....

Der Mischeffekt erfolgt nur rein statisch, ohne jeglichen zusätzlichen Antrieb: durch Werkzeuge, die nur durch den Materialfluss das Material durchmischen. Zusätzlich ist an der Seite ein Planierschild angebracht, dass sich über die Arbeitsbreite hinaus ausfahren lässt. Hiermit wird der Bewuchs mit Humus auf den Banketten nach außen gefördert, um Regenwasser auf die Seite abzuleiten. Es ist auch möglich, ein vorher aufgebrachtes Bindemittel wie Kalk, Zement oder vorher aufgebrachter Schotter oder Mineralgemisch in das bestehende Wegematerial einzumischen. Wenn der zur optimalen Verdichtung nötige natürliche Wassergehalt des anstehenden Materials nicht ausreicht, kann mit einer Wassersprüheinrichtung direkt Wasser in den Mischraum eingesprüht werden.

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... mit anschließender Verdichtung.


Die Größe des Stehr-Gravel-Road-Finisher ist so ausgelegt, dass die Herstellung und Sanierung eines Weges mit wassergebundener Decke von 3 Metern Breite in drei Schritten erfolgt: Abschieben des organischen Materials (Bewuchs, Humus usw.) von der Straßenmitte und auf den Banketten nach außen; Auflockern, mischen und Profilieren mit anschließender Verdichtung. Diese erfolgt durch ein an der Frontseite angebrachten Plattenverdichter. Da die Verdichtung die längste Zeit in Anspruch nimmt, ist der Plattenverdichter so ausgelegt, dass er die gesamte Breite von 3 Metern bei nur einer Überfahrt verdichtet. Dabei sind die Aufhängungen der Plattenverdichter so angeordnet, dass diese sich immer den vorgegebenen Flächen - ob flach, schräg oder sogenanntem Dachprofil - angleicht. Bestehende Stehr-Plattenverdichter können ebenso wie Plattenverdichter der Nachbauer Bomag, Brandl und Gutzwiller für das neue Stehr-System umgebaut werden.

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Der fertige Weg.

(Fotos: Stehr)
  • 1 month later...

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