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Geschrieben

Heute hat die am meisten diskutierteste und am kritischsten behandelte Maschine ihren Weg in die Sammlung der IghB gefunden. Bereits im letzten Jahr wurden wir von Mitarbeitern von Bilfinger + Berger auf den Liebherr Form 12 aufmerksam gemacht, welcher in einem noch brauchbaren Zustand als "Ausstellungstück" vor der ehemaligen Bautechnikerschule in Wiesbaden stand. Mit einigen Leuten wurde bereits im August ein Vororttermin durchgeführt um die Möglichkeiten eines Abbaus zu untersuchen. Zunächst war jeder von der Maschine beeindruckt, andererseits wurde auch jedem klar, das es nicht einfach wird, den Kran zu demontieren. Der Kran wäre auf jeden Fall leichter aufzustellen als der 15H, dessen Aufstellung vor allen Dingen an den momentan noch herrschenden Grundstücksfragen offen ist.
Die Platzverhältnisse vor Ort waren sehr beschränkt und auf herkömmlichen Weg zu demontieren schied schon alleine aufgrund des schlechten Zustands der Elektrik aus. Die Bremsen von Hand zu lüften um so eine Demontage zu ermöglichen erschien ebenso jedem zu gefährlich. Also blieb nur die "stahlbaumäßige" Demontage indem man das Gerät als statisches Bauteil betrachtet. So richtig wollte sich von uns niemand rantrauen. Und dann scheute wohl jeder die Kosten von Transport, Autokran und Hebebühne. Immer wieder wurden Verhandlungen geführt und so konnten die Kosten dank der beteiligten Firmen gesenkt werden. Blieb noch das flaue Gefühl im Magen, wenn man sich die Demontage durch den Kopf gehen lies. Und so dümpelte das ganze den Winter über vor sich hin. Im Vorstand der IghB wurde kontrovers diskutiert und so richtig konnte man sich nicht einigen, ob man das Projekt selbst durchführt oder den Kran an weitere Leute "empfiehlt", auf die Gefahr hin, das die aus oben genannten Gründen auch die Finger davon liesen. Eine Lösung brachte da erst die JHV der IghB, bei welcher sich verschiedene Mitglieder für die Erhaltung der Kranes stark machten und auch die Finanzierung durch Sponsoren weiter sichern konnten.
Dazu kam dann plötzlich die Aufforderung von Bilfinger + Berger, das der Kran jetzt aufgrund der Umstellung des Terminplans vor Ort dringend weg müsste und gegebenenfalls verschrottet werden soll. So wurde innerhalb von ein paar Tagen alle Register gezogen um die Maschine abzubauen. Der übliche Rundruf entfiel, in Frage kommende Leute für den Abbau wurden direkt angesprochen. Und so ging es dann heute morgen los, das gute Stück zu retten. Das flaue Gefühl im Magen blieb.

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Hier steht der Form 12, im Hintergrund stehen die modernen "Brüder" im Arbeitseinsatz auf der Baustelle.

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So hat der Kran in den letzten Jahren den Besuchern den Weg zur Schule gewiesen. Sehr schön sieht man die spartanische Holz-Kabine mit Sprossenverglasung.

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Hier kann man sich einen Eindruck über die begrenzten Platzverhältnisse machen.

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Mit Hilfe der Hubarbeitsbühne wurde die Nadel angeschlagen.

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Zunächst wurde diese dann angehoben um das Halteseil auszuscheren. Anschließend konnte der Ausleger abgesenkt werden.

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Der erste, schwierige Teil war mit dem Aushängen der Kranseile geschafft.

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Geschrieben

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Der Weg zum Arbeitsplatz eines Kranführers anno 1954. Auf dieser Holzluke stehend musste der Kranführer in seinem Holz-Glashaus arbeiten.

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Nachdem der Ausleger am Mast gesichert wurde, konnte die gesamte Konstruktion an der Turmspitze angeschlagen werden.

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Der Turm wurde komplett ausgebolzt und vor dem Fundament zum Umlegen abgestellt. Eine weise Entscheidung, wie sich bald herausstellen sollte.

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Beim Ablegen bildeten sich am Fuß Horizontalkräfte und der Turm rutschte weg. In unserem Fall genau ein paar Zentimeter bis zum Fundament. Hätten wir den Turm über die Bolzen am Unterwagen gekippt, wäre dieser unweigerlich ins Rollen geraten und über Starkstromkabel direkt vor oder in das benachbarte Gebäude gefahren.

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Der fast "erlegte" Kran. Mittlerweile ist bei allen die Anspannung gewichen. Der wohl schwierigste Teil der Aktion ist gelaufen. wir konnten aufatmen. Nachdem wir nun 3,5 to demontiert hatten, dürfte der Unterwagen bei einem Konstruktionsgewicht von 7 to ein Restgewicht von 3,5-4 to haben, wenn man Rost, Dreck und Restballast berücksichtigt. Der Kies in den Ballastbehältern sollte rausgeholt werden.


Geschrieben (bearbeitet)

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Bis jetzt lagen wir gut im Zeitplan. Große Schwierigkeiten gab es nicht, Erleichterung bei allen Beteiligten. Nun wurde die Verladegerechte Zerlegung des Turms besprochen.

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Hier sieht mal wieder einmal sehr schön die Enge, welche größte Anforderungen an das gesamte Team stellt. Alleine bis der Lkw stand vergang eine Stunde. Das größte Problem kam, als wir den Unterwagen anhoben. Anstelle der 3,5-4 to brachte dieser 10 to auf die Kranwaage. Ein Problem, das bis heute abend noch nicht gelöst werden konnte, da eine Ersatzlösung für das Abladen nicht mehr organisiert werden konnte.

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Das Gewicht des Unterwagens brachte nicht nur den Autokran an seine Leistungsgrenze. Da durch das Gewicht die Ausladung begrenzt war musste der Lkw mehrfach umrangiert werden um das Teil zu platzieren.

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Dagegen war das Verladen des Turms in Einzelteilen reine Routine.

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Verladen und verzurrt konnte es dann auf die Reise in die neue Heimat gehen. Diesem unscheinbaren Päckchen sieht man die Strapazen nicht an, welche es bei der Demontage erzeugt hat.

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Stelldichein auf dem Hof. Der IghB-eigene Stapler steht schon zum Abladen bereit. Wie wir den monströsen Unterwagen runterbekommen (an einem Samstagmorgen) müssen wir abwarten.

An dieser Stelle möchten wir uns Bedanken:

Bei den Mitarbeitern der Firma Bilfinger+Berger, welche durch ihre Umsicht und ihr Engagement dazu beigetragen haben, das die Maschine der Nachwelt als Zeitzeugnis erhalten bleibt.

Bei den folgenden Firmen für ihre logistische und finanzielle Unterstützung:

Odenwälder Baumaschinen, Mörlenbach/Ludwigshafen
Eschbach Kranverleih/Transporte, Bad Schönborn
Hoffmann Hebebühnen, Waghäusel bearbeitet von Form 8A
Geschrieben (bearbeitet)
Mit diesem Bericht möchten wir auch darstellen, welcher Aufwand betrieben werden muß um Baumaschinen zu "retten". Mit dem, das der Kran nun auf unserem Gelände liegt ist es nicht getan. Spuren der Demontage und operative Eingriffe müssen beseitigt werden. Dem beginnenden Rost muß einhalt geboten werden. Verhandlungen mit dem Grundstückseigentümer und ggfs dem Bauamt müssen getätigt werden, bevor das gute Stück sich wieder in den Himmel reckt. Dies sollte man bedenken, wenn man in einem Museum oder sonst wo Maschinen ausgestellt sieht und ein bißchen inne halten und an die Leute denken und würdigen, die hinter diesen Aktionen stehen. Ich selbst bin froh und auch ein bißchen Stolz darüber, daß wir die Leute in der IghB haben, welche ihre Freizeit opfern um solche, nicht ganz ungefährlichen Arbeiten durchzuführen. In diesem Sinne natürlich auch ein großes Dankeschön an das Team aus den eigenen Reihen. bearbeitet von Stefan
Geschrieben (bearbeitet)
Heute hat die am meisten diskutierteste und am kritischsten behandelte Maschine ihren Weg in die Sammlung der IghB gefunden. Bereits im letzten Jahr wurden wir von Mitarbeitern von Bilfinger + Berger auf den Liebherr Form 12 aufmerksam gemacht, welcher in einem noch brauchbaren Zustand als "Ausstellungstück" vor der ehemaligen Bautechnikerschule in Wiesbaden stand...

Stefan hat's oben schon sehr treffend beschrieben. Hinzu kommt, dass die Bergung eines voll aufgebauten und inmitten einer genutzten Umgebungsbauung stehenden, aber seit Jahren nicht mehr funktionsfähigen Turmdrehkranes alles andere als Routine ist… aber der Reihe nach.

Es geschah im Sommer 2007. Herbert, Projektleiter bei B&B, hat sein Herz an einen kleinen Turmdrehkran verloren. Dieser steht in Wiesbaden als Denkmal am Ausbildungszentrum für das Bauhandwerk, das wegen des sinkenden Interesses an den bauhandwerklichen Berufen nach nur 25 Jahren überflüssig wurde und einem Neubau der hessischen Justizbehörden weichen muß. Bei diesem kleinen Turmdrehkran handelt es sich um einen Liebherr der Form 12 mit Drehstuhlverbindung des Baujahres 1954, aber schon mit dem am Turm hinter dem Kranfühererhaus befestigten Bock wie er für die späteren A-Krane charakteristisch war.

An einem regnerischen Julitag, der eher an einen grauen November erinnert, steige ich mit Genehmigung der Bauleitung über das Tor. Mir offenbart sich ein charakteristischer Liebherr Turmdrehkran aus einer Zeit, als Hans Liebherr noch mehr Baumeister denn Maschinenbauingenieur war. Der Stahlbau der Maschine macht einen guten Eindruck, während der Zustand von Bremsen und Elektrik einen konventionellen Abbau aussichtslos erscheinen lassen. In der Konsequenz heißt dies, die Maschine muß mittels Autokran stahlbaumäßig demontiert werden. Also kein einfaches Unterfangen für die Mannen der IghB. Hilfestellung leistet BF24 User „windfrei", der uns ein entsprechendes Datenblatt mit den Daten des Gerätes zur Verfügung stellt.

Nach langen Diskussionen und ausführlicher Planung der Bergung setzt B&B eine Deadline: Bis zum 04.04.08 muß der Kran geborgen sein oder er fällt dem Schneidbrenner zum Opfer. Nun werden die erforderlichen Aktivitäten sehr schnell koordiniert.

Als ich heute Nachmittag in Wiesbaden ankam, hatten meine Kollegen bereits das Gröbste geleistet: Turm und Ausleger lagen auseinander geschraubt und sauber auf Kanthölzern abgelegt auf dem Boden und warteten auf die Verladung. Ich engagiere mich beim Einrollen und fixieren der Seile so dass sich keine Klanken bilden, sowie bei der Ver- und Entladung der einzelnen Kranbauteile. Klar, dass wir auch die Kranschienen mitgenommen haben. Überraschendes ergibt sich bei Drehbühne und Unterwagen: Statt der geschätzten 5 Tonnen wiegt das Ganze durch den mit Beton ausgegossenen Unterwagen 10 Tonnen. Somit steigt das im Datenblatt angegeben Dienstgewicht der Maschine von 15 Tonnen auf 18 Tonnen, was in Bezug auf die Standsicherheit sicherlich kein Fehler ist.

Jetzt steht die Aufarbeitung des Liebherr TDK der Form 12 an. Ziel ist, die Funktionsfähigkeit wieder herzustellen und der Nachwelt zu zeigen, mit welchen Maschinen der Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland erfolgte und unter welchen Bedingungen die damaligen Maschinisten arbeiten mussten. bearbeitet von Form 8A

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