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Auch anspruchsvolle Brückenbauwerke können durch relativ geringen Aufwand mit Betonpumpen und Betonverteilungsgeräten realisiert werden. Bestes Beispiel ist die Fertigstellung der Talbrücke Hačka in Tschechien. Sie wurde nach nur zwei Jahren Bauzeit inzwischen an den Bauherrn übergeben.

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Der Übergabebereich der BSA-Betonpumpe ist witterungsgeschützt. Rechts im Hintergrund ein
Absperrschieber mit Hydraulikaggregat, der beim Umsetzen der Pumpe zum anderen
Brückenpfeiler mit wechselt.


Im Norden Tschechiens hat sich die Stadt Chomutov in den letzen Jahren zu einem überregionalen Verkehrsknoten entwickelt. Um die Innerstadt zu entlasten, wird zurzeit an einer vierspurigen Ortsumgehung gearbeitet. Sie ist angeschlossen an eine Schnellstraße, die die sächsischen Industriestandorte um Chemnitz mit der tschechischen Hauptstadt Prag verbindet. Teilstück der Autobahn ist die 336 m lange Brücke über den Fluss Hačka, wenige Kilometer nördlich von Chomutov. Eine ARGE aus den Baufirmen Max Bögl a Josef Krýsl (federführend) und SMP wurde von der tschechischen Straßen- und Autobahndirektion mit dem 17 Mio.-?- Projekt beauftragt.

Da die beiden Baufirmen der ARGE zuvor keine Erfahrung in der Betonhochförderung mit Stationärpumpen hatten, war zunächst der Betoneinbau mit Krankübel geplant. Doch im Hintergrund standen die Forderung nach gleich bleibend hoher Betonqualität des Brückenbauwerks sowie ein zunehmender Kosten- und Termindruck. Nach intensiven Gesprächen und partnerschaftlichen Beratungen mit Kollegen des Stammhauses der Firmengruppe von Max Bögl (Neumarkt i.d.OPf.) und Putzmeister, waren die Verantwortlichen der bauausführenden ARGE von der Pumpförderung schließlich überzeugt und bereit, für sie technisches Neuland zu betreten. Die letzten Bedenken waren dann nach der Schulung und Einweisung der Maschinisten beseitigt.

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Die Betonförderung in 66 m Höhe erfolgt durch ZX-Förderleitungen,
die an den Bunden besonders formschlüssig ausgeführt sind.
Befestigt sind die Leitungen an den Pfeilerscheiben.


Die Brücke stützt sich auf drei Fundamente, die jeweils zwei Pfeilerscheiben tragen. Wegen des zerklüfteten Untergrunds entschied sich die ARGE für eine Flachgründung, für die im Zuge des Bodenaustausches mehr als 2.500 m³ Beton eingebaut wurden. Hinzu kamen rund 1.700 m³ Beton für die eigentlichen Fundamente.

Die bis zu 60 m hohen Pfeilerscheiben errichtete die ARGE mit einer hydraulischen Kletterschalung in Schüssen von fünf Metern. Die beiden Scheiben pro Stütze sind oben durch den Hammerkopf miteinander verbunden, von dem aus der Überbau nach der Methode des Freivorbaus erstellt wurde. Der Überbau ist als einzelliger Hohlkasten von 22,3 m Breite ausgeführt. Über den Pfeilern erreicht er eine Höhe von etwa 6 m und verjüngt sich in der Feldmitte auf ca. 2,6 m.

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Im Hintergrund (links) durchstößt die Steigleitung den Brückenüberbau und gabelt sich in zwei
horizontal verlegte Rohrstränge. Eine Putzmeister-Rohweiche ermöglicht das sofortige
Umschalten des Betonflusses von der einen auf die andere Seite des Freivorbaus.

Während die niedrigste der drei Stützen sowie ihr Überbau noch mit Autobetonpumpen betoniert werden konnte, setzte die ARGE für die beiden hohen Pfeilerkonstruktionen und deren Überbauten eine stationäre Putzmeister Betonpumpe ein. Die BSA 1407 D war unten im Tal aufgestellt und über senkrechte, an den Pfeilerscheiben befestigte ZX-Förderleitungen mit der Einbaustelle auf dem Überbau verbunden. Gemeinsam mit einem Absperrschieber des Typs GVH 2/2 wurde die BSA abwechselnd vom Fuße der beiden Pfeiler aus betrieben. Für die Betonagen während der kalten Wintermonate hatte man die Maschinen in wetterfesten Unterständen aufgestellt. Die Servicearbeiten übernahm die tschechische PM-Vertretung Peva aus dem 90 Autominuten entfernten Prag.

Von den Hammerköpfen aus erfolgte das Betonieren des Überbaus zur Tal- und zur Hangseite in jeweils 10 Abschnitten und in Takten von vier bis fünf Metern. Der Betoneinbau in den unteren Teil des Hohlkastens gestaltete sich relativ zeitaufwändig. Denn der Betonschlauch musste immer wieder durch die Deckenschalung eingefädelt und herausgezogen werden. Oben auf den Decken kamen die Betonarbeiten dafür zügig voran. Pro Takt wurden ca. 180 bis 200 m³ Beton gepumpt. Dabei achteten die Betonbauer um die Bauleiter Rostislav Leskovskí und Petr Holý sehr genau darauf, dass der tal- und der hangseitige Überbau im gleichmäßigen Rhythmus von jeweils einer Stunde betoniert wurde.

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Um die Schalungen im unteren Teil des Brückenhohlkastens
betonieren zu können, muss der Endschlauch durch mehrere
Deckenöffnungen geführt werden.

Um dies ohne großen Aufwand zu ermöglichen, hatte die ARGE auf zwei der drei Hammerköpfe die ZX-Steigleitung an eine PM-Rohrweiche des Typs DVH 5/2 angeschlossen. Sowohl die Rohrweichen als auch die ZX-Förderleitungen haben den Vorteil, dass ihre Anschlussstellen (?Stösse") absolut dicht und formschlüssig ausgeführt sind. Dadurch wird ein ?Ausbluten" des Betons im Leitungssystem vermieden, und es kann keine Kranzbildung entstehen, die zu Stopfern führen könnte.

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Die beiden Bauleiter Petr Holý (links) und Rostislav Leskovský.

Das Umschalten der Sperrschieber und Rohrweichen erfolgte hydraulisch durch Fernbedienung, sodass der Beton per Knopfdruck abwechselnd auf die zur Tal- bzw. zur Hangseite führenden Rohrleitung gelenkt werden konnte. An die horizontal geführten Leitungsstränge hatte man am Ende flexible Verlängerungsschläuche angekoppelt, die sich einfach handhaben und durch Armierung und Deckenschalung hindurch auch in den unteren Teil des Hohlkastens einfädeln ließen. Insgesamt wurden für den Überbau rund 15.000 m³ Beton benötigt. Dabei handelte es sich um einen C35/45 mit 22 mm Größtkorn und einem Zementanteil von 400 kg/m³. Übrigens ? bereits ab Mitte Dezember 2006 hatte man die Förderleitungen gegen Kälte isoliert, der Beton wurde mit angewärmten Zuschlägen zur Pumpstation geliefert und die frisch betonierten Überbausegemente gegen zu schnelles Auskühlen mit Isoliermaterial abgedeckt.

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Putzmeister Flachsperrschieber GVM 2/2

PM-Schiebersysteme
Grundsätzlich unterscheidet Putzmeister zwischen manuell (?M") und hydraulisch (?H") betätigten Schieber- und Weichensystemen. Beim Bau der Hačka-Talbrücke waren sowohl Sperrschieber als auch Rohrweichen im Einsatz, die beide hydraulisch gesteuert wurden. Die Typenbezeichnungen für den Flachsperrschieber GVH 2/2 und die Rohrweiche DVH 5/2 leiten sich aus der englischen Übersetzung ab (?Gate Valve Hydraulic" und ?Diversion Valve Hydraulic"). Die erste Ziffer gibt jeweils Aufschluss über die Gesamtzahl der Öffnungen (für Einlass, Auslass und Reinigung), die zweite Ziffer bezieht sich auf die Zahl der Schaltstellungen. In der Regel ist dies die Anzahl Abgänge, - die Schaltstellungen können aber auch die Zahl der Abgänge plus Sperrstellungen bezeichnen.

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Putzmeister Rohrweiche DVH 5/2

(Fotos: Putzmeister)

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