thor38 47 Geschrieben 1. März 2015 Geschrieben 1. März 2015 (bearbeitet) Also bevor hier wunderschöne sehenswerte Bilddokumente kommen, kann man sich einen kleinen Exkurs nicht entziehen. Damit man vielleicht die Begleitumstände besser einordnen kann, die zu diesen Jahrtausend Projekt Teil 1 1975 bis 1978 führten. Es war nicht einfach für die kleine DDR ca. 10 000 Arbeitskräfte ?los zu eisen? um diese dann in einen derartigen Großprojekt ein zu setzen. Um die benötigte Menge an Arbeitskräften schnellstmöglich zur Verfügung zu haben, wurde die Massenorganisation FDJ und ihr Flächendeckendes Propaganda Netzwerke mit eingespannt. Was viele freilich nicht wussten, die Absichtserklärungen & Vorverträge waren schon auf der Hannover Messe 1969 zwischen den damaligen Bundeswirtschaftsminister Schmitt und seinen Sowjetrussischen Kollegen Außenhandelsminister Patolitschew unterzeichnet worden. Sie beinhalteten die Gaslieferung gegen die Lieferung von Erdgasröhren. Ermöglicht hatte das alles die Entspannungspolitik von Bundeskanzler Willi Brandt in den Jahren zuvor.FDJ-> http://de.wikipedia.org/wiki/Freie_Deutsche_JugendViele Arbeitskräften war das ganze Tamtam recht lästig, oft eben wurde das mit Gleichmut ertragen, oder es wurde mit einer übersteigerten zur Schau Stellung von Propaganda Symbolen und Fahnen anbringen an Großgeräte ins lächerliche gezogen. Ohne das ein freilich ein ?wichtiger Aktentaschenträger? dafür belangen konnte. Etwas von der Bauernschläue eines Soldaten Schweig haben da viele an den Tag gelegt, um die Propaganda zu karikieren. Man sieht das dann noch bei den Bildern, und man sollte das im Hinterkopf behalten, also die Propagandasymbole bitte nicht überbewerten bei den Bildern, und bitte auch richtig als teilweise Verulkung wahr nehmen, denn das waren sie oft!Zu weiteren Geo- & Energiepolitischen Gesamt Kontext hatte ich hier schon mal eine kurze Zusammenfassung der bekannten Fakten erarbeitet.-> http://bit.ly/1GCYojTHier ist ein mehr als dürftiger Eintrag über die Drushbatrasse-> http://de.wikipedia.org/wiki/Druschba-TrasseBis aber auch nur eine Nutzbringende Bauarbeit durchgeführt werden konnte, mussten hunderte Tonnen von benötigtem Material & Ersatzteilen per Achse und Schiene in Richtung Osten Rollen, was für sich schon genommen eine ungeheure logistische Herausforderung bedeutete.Zuerst musste man also auch das entsprechende Fachpersonal finden, oder aber ausbilden & nachschulen, dass dann auch noch dazu bereit war in Sowjetrussland zu arbeiten, dass über Monate von zu Hause weg, unter teilweise spartanischen Bedingungen. Danke möchte ich sagen meinen Trassenkumpel Hans-Dietrich Busch, sowie den beiden Buchautoren Thomas Helm & HaJo Obuchoff, für das überlassen von erstklassigen Bildmaterial, und genau ermittelten Zahlen und Fakten, die ich verwenden darf!Chronik des ZJO "Drushba-Trasse"18.-21.06.1974 Auf der XXVIII. Tagung des RGW in Sofia unterzeichnen die Delegationen der UdSSR, VR Polen, CSSR, Ungarischen Volksrepublik, DDR, SR Rumänien, VR Bulgarien das Generalabkommen über die Zusammenarbeit bei der Erschließung der Erdgaslagerstätte Orenburg und beim Bau einer Erdgasleitung zur Westgrenze der UdSSR.01.11.1974 Im VEB Ferngasleitungsbau Engelsdorf entsteht das erste Trainingslager, in dem junge Schweißer eine spezielle Ausbildung für die Arbeit an der Erdgasleitung erhaltenNov. 1974 In allen Bezirksstädten der DDR werden Beratungszentren für Jugendliche eröffnet, die an der »Drushba-Trasse« mitarbeiten wollen15.01.1975 Der VEB Transportable Wohnzellen schickt die ersten drei Wohnunterkünfte in die Ukraine. In Krementschug wird auf einer 17 Hektar großen Wiese der Standort für das Wohnlager vorbereitet.21.01.1975 Die Fertigung von Traglufthallen, Decken und Schweißerzelten für die Drushba-Trasse wird in Industrie-Textilbetrieben zu Jugendobjekten erklärt. Junge Zahnärzte, Ärzte und Krankenschwestern bereiten sich auf den Einsatz an der Trasse vor.Quelle: Hans-Dietrich Busch Chronik des ZJO "Drushba-Trasse" Begriffserklärung: ?ZJO? -> Zentrales Jugend ObjektDie Karten zeigen die verschieden Bauabschnitte, von den beteiligten Ländern, UdSSR, VR Polen, CSSR, Ungarischen Volksrepublik, DDR, SR Rumänien, VR Bulgarien. Jedes Land hatte etwas über ca. 500 km Bauabschnitte zu erstellen für die Erdgastransit- Pipeline der NW 1420mm, wobei die Sowjetrussen einen wesentlich größeren Teilabschnitt erstellten. + eine Unmenge von Zusatz Projekten im Wohnungsbau, Verdichterbau aber auch Strassenbau, sowie anderen Dienstleistungen die im Zusammenhang des Mammut Projektes erbracht wurden. Der 518 Kilometer lange DDR-Abschnitt der ersten Trasse ( Drushba Trasse) der Erdgasleitung erstreckte sich zwischen Bar und Krementschug. bearbeitet 2. März 2015 von thor38 Zitieren
thor38 47 Geschrieben 2. März 2015 Geschrieben 2. März 2015 (bearbeitet) Das ist der Flughafen Borispol in Kiew. Die Anreise der Monteure erfolgte mit viermotorigen Propellermaschinen des Typs IL18. Die Ersten Flüge gingen vom alten Berliner Flughafen ab, da der Neue Flughafen noch im Bau war. Ganz rechts der rötliche Bau ist die Internationale Flugabfertigung und in der Mitte der Inlandflughafen mit Restaurant und allen Pipapo.Propellermaschinen des Typs IL18-> http://bit.ly/1GFnNJwDas Bild ist einer Dia Serie entnommen, die man käuflich erwerben konnte auf den Baustellen Standorten. bearbeitet 2. März 2015 von thor38 Zitieren
Mobilbaggerfan 33 Geschrieben 2. März 2015 Geschrieben 2. März 2015 Super weiter so freu mich auf noch mehr Bilder, recht Interessant! Kenne auch Leute die an der Trasse gearbeitet haben! Mit dem Auftragsverlust der Baumaschinen hatte Caterpillar ja schwer zu kämpfen,haben sogar Unterstützung von der US Regierung bekommen! Die Japaner haben sich hingegen gefreut! Zitieren
thor38 47 Geschrieben 22. März 2015 Geschrieben 22. März 2015 (bearbeitet) Nachdem man in den Presseorganen und den Betrieben 1974/1975 das entsprechende Fachpersonal angeworben und weitergebildet hatte, wurden die zukünftigen Monteure zu einen ?Land und Leute Verhaltens- Kursus? geschickt, (dem Sogenannten ?schnell Besohlungslehrgang?). Man darf den folgenden Umstand nicht vergessen, der Zweite Weltkrieg war gerade einmal 30 Jahre her, und Menschen die noch als Kinder und junge Erwachsene die Schrecken des Krieges aus eigener Anschauung kannten, leben damals in den Gebieten wo man nun zu tausenden deutsche Arbeiter einquartieren wollte. Also in einen Gebiet das oft ja mehrfach heiß umkämpft war. Jeder der sich nur rudimentär für geschichtliche Ereignisse Interessiert, sagen die zwei Ortsangaben Tscherkassy oder Winniza etwas (letzterer Ort beherbergte ehemals ein temporäres Führerhauptquartier). Viele Kriegsteilnehmer waren oft ein Leben lang traumatisiert. Was dann bei den Vorbereitungslehrgängen indirekt auch so angesprochen wurde, z.B. sich nicht auf Diskussionen ein zu lassen, oder bei eventuellen Beschimpfungen sich besser zu ?Trollen?! Und die am besten kommentarlos, oder eben nicht bestimmten deutschen Lieder singen, die eventuell deutsche Landser einmal geschmettert hatten bei ihren Vormarsch 1941! Also eventuell alte Erinnerung aufrühren, die sehr negative behaftet sein könnten. Man darf nicht vergessen, dass Sowjetrussland ca. 27 Millionen Menschen in diesen letzten Krieg eingebüßt hat, somit fast eine jede Familie Kriegstote in der eigenen Familiengeschichte zu registrieren hatte!So war die logische Konsequenz daher auch, dass man die Toden des vergangen Krieges ehrenvoll würdigte! Es wurden Ehrenmahle aufgesucht und Kranzniederlegungen zelebriert, so wie das einst Willi Brand bei dem Beginn seiner neuen Ost Politik durchgeführt hatte. Desweiteren wurden Verhaltensmaßregeln vermittelt für eventuelle Verkehrsunfällen!Nach dem Sogenannten ?schnell Besohlungslehrgang? wurden die ersten Konvois in die Ukraine entsandt, Wohnlager und Wohnwagen wurden mittels Eisenbahn und per Achse an die zukünftigen Standorte verlegt, sowie tausende Tonnen Material aller Art und Nahrungsmittel wurden antransportiert.Mir hat der Journalist und Buchautor ? DIE TRASSE? sowie Filmemacher Hajo Obuchoff vor geraumer Zeit einiges an Bildmaterial überlassen, dass jene ?ersten Schritte? in ein ?nahes? aber doch fernes Land sehr anschaulich Dokument! Es war sehr vieles ganz anders wie man es sich vorstellte und was man in der Schulunterrichts- Propaganda gelernt hatte! Nicht nur waren viele Straßen in sehr wechselhaften Zustand auch die Kleidung der Menschen oder die Wahrnehmung ihres sehr mühseligen Lebensalltags war sehr ?gewöhnungsbedürftig?, um es gelinde zu umschreiben!Da der Mensch nicht nur vom Brot alleine lebt, wurde von den Baustellen verantwortlichen ein Kultureller Grundrahmen festgelegt, so dass neben Arbeit und guten Essen die Leute auch mit Musik in ihrer Freizeit für Discotheken Abende bei Laune gehalten werden sollten. Vielleicht war auch ein Gedanke die Monteure durch erstklassige ?Feierabendbespaßung? in den jeweiligen Wohnlagern zu binden, damit es nicht zu unerwünschten Streitigkeiten zwischen Einheimischen und Trassenbauern kommen konnte bei den sonst gehäuften ?Ausflügen? ins Umland!?Hajo Obuchoff war der Betreiber einer solchen Kultureinrichtung (kurz Kulturnik) auf vier Rädern, die Fahrzeuge waren von der NVA (siehe Begriffserklärungen) gestellt worden, und zum Teil mit knallig bunten Farben aufgepeppt worden. Bildquelle HaJo Obuchoff: LO Allradfahrzeuge mit Ikarus Bussen im Konvoi, beim Grenzübertritt Polen ? Sowjetrussland, im ukrainischen Grenzort Medyka.Vorauskommandos für Logistik, Geodäsie und Wohnlagerbau etz. sind seit Ende April eifrig am werkeln.Am 15.6.1975 geht es dann auch für den ersten ?Kulturbringer? Konvoi ab nach Sowjetrussland!Straßen- Kilometer Entfernung Berlin - Kiew 1.344,2 kmZum Vergleich, Straßen- Kilometer Entfernung Kiew nach Ludwigshafen am Rhein. ... Distanz: 1574kmDa damals viele heute vorhandene Fernstraßen nicht existierten, war die Kilometer Distanz noch etwas weiter, man bedenke auch die unergonomische Einrichtung der zum Einsatz gekommenen Fahrzeuge, die eine zusätzliche Belastung für alle Beteiligten verursachte.Zu dieser flapsigen Wortschöpfung >Kulturnik< (Kulturchef) könnte es gekommen sein, vielleicht in Anlehnung von vermeintlichen sowjetrussischen Betitelungen, die da wären >Natschalnik< (Aus dem Sowjetrussischen. Chef, Vorarbeiter, Polier) >Subbotnik< (?freiwilliger? kostenloser Arbeitseinsatz) und ähnlichen >nik< Betitelungen. Solche Betitelungen waren eigentlich immer ?Augenzwinkernd" gemeint.Bild zwei unten ist ebenfalls von HaJo Obuchoff, eine Pause amDenkmal der 1. Reiterarmee von Budjonny in der Westukraine.Begriffserklärungen:NVAhttp://www.nva.de/index.htmSemjon Michailowitsch Budjonnyhttp://wiki.eanswers.com/de/Semjon_Michail...=t&cid=5096 bearbeitet 22. März 2015 von thor38 Zitieren
thor38 47 Geschrieben 22. März 2015 Geschrieben 22. März 2015 (bearbeitet) Hier ein paar nackte Zahlen und Anmerkungen, die Hans Jürgen Busch vor ein paar Jahren zusammen gestellt hat.21.04.1975 In Halle-Neustadt startet der erste Fahrzeug-Konvoi nach Tscherkassy.27.04.1975 Nach einer Fahrt von 1750 Kilometern erreicht der Konvoi die Ukrainische Oblast-Hauptstadt. Er wird überaus herzlich begrüßt.15.06.1975 Das »Diskomobil«, ein Lautsprecherwagen zur Nachrichtenverbreitung an der Trasse, wird reisefertig gemacht.18.06.1975 In Talnoje wurden seit Mai über 300 Waggons mit Baumaterial und Ausrüstungen entladen.Hier das Monument, was später beim Verlassen der Ukraine noch einmal ein Bildmotiv war aus einer sehr gelungen Perspektiven von HaJo Obuchoff fotografiert. Man darf diese Monumente die fast überall in Sowjetrussland reichlich aufgestellt wurden nicht unter bewerten, aber auch nicht überbewerten, sie sollten eine Identitätsstiftende Wirkung entfalten, so nach dem Motto: ? Wir haben damals in der Stunde der Not zusammen gestanden, so lasst uns auch künftig zusammen stehen!?Zum unteren Bild ist an zu merken, dass ist der erste Konvoi der zu einer der künftigen Baustellen anrückt. Er legt eine Zwischenrast in der damaligen Sowjetrepublik Ukraine einlegt. Bildquelle ist der Trassenbauer Ulli Bischoff. bearbeitet 22. März 2015 von thor38 Zitieren
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