Modellautos fotografieren - quick'n'dirty

[Colourconcept 6.708]

Moin,
immer wieder tauchen hier Bilder von schönen Modellen, vielleicht sogar noch Eigen(um)bauten auf, bei denen die Bildqualität stark zu wünschen übrig lässt. Das ist doch eigentlich schade um Eure Arbeit, die ihr Euch mit den Modellen gemacht habt. Dabei ist es eigentlich keine Hexerei auch mit einer einfachen Kamera und ein wenig Verständnis für deren Funktionsweise halbwegs scharfe und brauchbare Bilder von Modellen zu machen.

Das Problem unscharfer Bilder liegt selten bei der Kamera und hat schon gar nichts mit der Anzahl der Megapixel zu tun. Meistens wird einfach die Naheinstellgrenze der Kamera unterschritten. Das ist die Grenze zwischen Motiv und Film-/Sensorebene, bis zu der das Objektiv / die Linsen der Kamera in der Lage sind das Motiv scharf abzubilden. Probiert das mal mit Euren Augen aus, die ja im Prinzip ähnlich funktionieren wie eine Kamera, bzw. ja eigentlich umgekehrt

Nehmt mal ein beliebiges Objekt in die Hand, streckt den Arm aus und kneift dann ein Auge zu. Mit dem anderen Auge betrachtet ihr das Objekt. Wenn ihr nun nicht dringend eine Brille braucht oder vergessen habt die vorhandene Brille aufzusetzen, solltet ihr das Objekt auf die Entfernung scharf wahrnehmen. Führt nun langsam das Objekt näher an Euer Auge heran. Zunächst ändert sich an der Schärfe nichts. Nur das Objekt wird immer größer in Eurem Blickfeld. Euer Auge führt die Schärfe nach.
Ab einem gewissen Punkt, je näher ihr dem Auge kommt, wird das Objekt zwar weiter größer aber auch deutlich unschärfer. Da habt ihr die Naheinstellgrenze Eures Auges unterschritten. Es kommt mit den gegebenen Möglichkeiten nicht mehr dazu, das Objekt so nah noch scharf abzubilden. Das geht jetzt nur noch mit Hilfsmitteln wie z.B. einer Lupe.

Wenn ihr das so weit verstanden habt, dann sollte es auch kein Problem sein, dass auf Eure Kamera zu übertragen. Denn wie oben schon geschrieben, funktioniert das da eigentlich genauso.

Ich habe dazu mal ein paar Beispielbilder gemacht. Dazu habe ich natürlich nicht meine DSLR mit Makrobjektiv benutzt sondern meine erste Digicam, die Canon Powershot S20 mit 3,3MP und einer maximalen Auflösung von 2048x1536 Pixeln (wen es interessiert, hier der Link zum Datenblatt -> Klick!)

Die Bilder habe ich danach mit dem kostenlosen Programm XnView bearbeitet und verkleinert. Die Bearbeitung beschränkte sich dabei auf die automatische Anpassung von Helligkeit und Kontrast sowie bei einigen Bilder das Ausschneiden (sog. Croppen) des gewünschten Bildausschnittes. Einen Workflow zum Verkleinern der Bilder und Einstellen ins Forum gibt's hier -> Klick!

So, nun zu den Beispielbildern:

Wow, das neue Modell ist da. Mächtig stolz möchte man es möglichst groß fotografieren. Der Zoom wird also ganz ausgefahren und im Display der Kamera das Modell bis an den Rand formatfüllend anvisiert. Das Ergebnis ist eher enttäuschend...

Naheinstellgrenze unterschritten

Moment, was haben wir da gerade gelesen. Naheinstellgrenze unterschritten. Also das gleich noch mal. Diesmal aber weiter weg. Bei meiner Kamera etwas über 60cm. Sieht schon besser aus. Oder?

Korrekte Entfernung

Ja, besser. Aber ein wenig klein? Kein Problem. Jetzt kommt uns doch die Auflösung ein wenig zu Gute. Das Original hat eine Auflösung von 2048x1536 Pixeln. Von dieser Gesamtfläche nimmt in diesem Fall der Bagger nur einen gewissen Teil ein. Sind hier so ziemlich genau 800x400 Pixel. Also schneiden wir das Motiv aus. Bei XnView einfach mit der Maus in das Bild klicken und dann einen Rahmen um den gewünschten Ausschnitt ziehen. Die Auflösung des Ausschnitts wird dabei am unteren Bildrand angezeigt. Wenn der richtige Ausschnitt (Crop) gefunden ist, einfach die Schere in der Symbolleite anklicken (bei anderen Programmen funktioniert die Schere ggf. anders und die Crop-Funktion ist ein eigener Menüpunkt).

Hier im Forum beträgt die Größe der Vorschaubilder in den Threads 640x480 Pixel. Da ich eigentlich immer nur die Vorschaubilder betrachte, habe ich mir angewöhnt die Bilder gleich auf 640x480 zu verkleinern. Das Ergebnis seht ihr hier.

Bildauschnitt (Crop)

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Makromodus

Wenn Eure Digitalkamera einen sog. Makromodus hat (meistens wird die entsprechende Taste oder der Menüpunkt durch eine kleine Blume symbolisiert), geht's aber doch noch näher ran. Im Makromodus gilt eine andere Naheinstellgrenze, man kann also näher ran, um kleine Objekte besser abbilden zu können. Aktiviert man den Makromodus und hält weiterhin die normale Naheinstellgrenze ein, verändert sich eigentlich nichts.

Makromodus / normale Entfernung

Makromodus / Ausschnitt (Crop) -In diesem Beispiel-Crop ist das Ergebnis sogar leicht schlechter als oben ohne Makromodus. Ist aber eigentlich auch nicht relevant, da Nutzen und Stärke des Makromodus im Nahbereich liegen-

Das hat keine Veränderungen gebracht. Aber ich habe ja auch geschrieben, dass mit aktivierten Makromodus auch die Naheinstellgrenze verschoben wird. Jetzt kann ich tatsächlich mit vollem Zoom so nah ran, dass das Motiv formatfüllend im Display auftaucht. Sieht dann nach dem üblichen Workflow so aus

Makromodus / nah, Motiv formatfüllend im Kameradisplay

Je nach Motivgröße kann man natürlich noch etwas näher ran. Bei meiner S20 im Makromodus bis zu 12cm. Hier mal eine Detailaufnahme des Baggers. Ebenfalls nur der oben schon beschriebene Workflow. In diesem Fall kein Crop sondern nur verkleinert.

Makro / nah, Motivdetail im Kameradisplay

Das war's. Ich hoffe das war nicht zu kompliziert und einigermaßen verständlich. Klar könnte man hier und da bei bei der Aufnahme und bei der Bearbeitung wohl noch etwas mehr Qualität rauskitzeln. Das Ziel dieses Threads ist es aber, zunächst nur mal die groben Bedienungsfehler aufzuzeigen und zu demonstrieren, dass man auch mit relativ einfacher Hard- und Software durchaus verhältnismäßig scharfe Aufnahmen von Modellautos in 1:87 oder größer hinbekommt. Hier mal der "Versuchsaufbau" im Überblick

Sollte jemand noch Fragen haben oder ich mich irgendwo total verhauen, bzw. missverständlich ausgedrückt haben, schreibt es hier in den Thread oder schickt mir 'ne PN.

[Zilling 24]

kann ich dir mal voll zustimmen @ Colourconcept

finde dieses posting von dir einfach super :-)

besser aufklären als immer meckern wie andere :-)

bin mir sicher werden sich einige nach deinen erklärungen dran halten ;-)

ansonsten weiter so und wünsche nen Guten Rutsch ins jahr 2007 :-)

mfg Thomas bearbeitet 27. Dezember 2006 von Zilling

[Gast blackcorner]

Hallo Colourconcept, und alle andere wo hier immer wieder tolle Hilfe, und Tipps geben

Genau über solche Sachen, mit einer ähnlichen Kamera habe ich mir auch schon Gedanken gemacht.

Ich finde dies immer wieder super wie Du hier im Forum doch sehr hilfreiche Tipps abgibst. So wie dies auch viele andren User machen. Vielen Dank. Das sind die Qualitäten die dieses Forum doch immer wieder bietet. Schnell, praktisch, und verständlich.

Genau über solche Sachen, mit einer ähnlichen Kamera habe ich mir auch schon Gedanken gemacht.

Viele Grüsse blackcorner

[Gast Liebherr-Fanat]

Ja sehr Toller Post
Da ich ja auch einer Bin (jetzt war) der keine Bilder In Vernünftiger Qualität machen kann/konnte finde ich diesen Post sehr Hilfreich vor allem für diejenigen die sich nicht sehr mit Fotografie auskennen Allerdings finde ich dass die Cam auch eine wichtige Rolle Spielt. Die Bilder werden immer besser wenn man eine Cam mit vielen Pixeln hat als mit zB einer Noname Cam aus zB Vernost die nur wenige hat! anbei mal eine kleine Probe die ich mit dem Makromodus gemacht habe nachdem ich meine Cam nach deiner Erklärung eingestellt habe War bei diesem Bild nur ca 8cm vom Modell weg

bearbeitet 27. Dezember 2006 von Liebherr-Fanat

[Lothar Unfried 1]

Das nenne ich Service

Vielen Dank für die Tips