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Älteste Merlo-Teleskopmaschine in Deutschland errichtet bei Verl immer noch Stahlbauhallen

Historische Flugzeuge, Autos und Eisenbahnen sind schon lange gesuchte und gehegte Sammelobjekte. Bei Baumaschinen hält sich das zurzeit noch in Grenzen. Offenbar spielt es dabei eine große Rolle, dass die Allgemeinheit mit Baumaschinen und -anlagen eben nur einen indirekten Kontakt hat, während mittlerweile nahezu fast jeder schon einmal in einem Flugzeug, Auto oder einer Eisenbahn gesessen hat. Somit gehören historische Baumaschinen immer noch zu den sogenannten ?Ringeltauben", da sie bis heute noch in der Mehrzahl nach Erreichen ihrer absoluten Nutzungsdauer verschrottet werden, wenn sie nicht in einer Abstellecke des Bauhoflagers durch Wetterrost ?aufgefressen" werden. Dass dabei oft für die Nachwelt unschätzbare baumaschinentechnische Anschauungswerte verloren gehen, hat aber doch schon einige eifrige Sammler auf den Plan gerufen.

Es gibt aber auch noch viele Bauunternehmer, die sich mit Sorgfalt den funktionalen Wert älterer Baumaschinen erhalten haben und diese immer noch mit Gewinn einsetzen. Zu diesen Männern gehört Herbert Hartkämper aus Verl, der dort ein bereits seit 1932 bestehendes Unternehmen betreibt, das sich im Laufe der Zeit auf die Fertigung und Errichtung von Stahlbauhallen spezialisiert hat. Kernelemente dieser Hallen sind vor allem die langen stählernen Fachwerkbauteile für die Dachkonstruktion, die meistens noch zerlegt zu den Baustellen transportiert und dort erst auf ihre Einbaumaße gebracht werden. Das damit verbundene Auf- und Abladen bedingt wie die Montage und den letztendlichen Einbau in die Hallenkonstruktion geeignete automobile Hebezeuge.

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Bei der Suche nach einer derartigen Baumaschine stieß Herbert Hartkämper 1988 auf eine SM 6010, eine Teleskopmaschine, mit der MERLO zu dieser Zeit in Deutschland in den Markt kommen wollte. MERLO, damals schon seit zwei Jahrzehnten ein Hersteller von Baumaschinen, hatte 1982 mit der Entwicklung von Teleskopmaschinen begonnen, für die zunächst noch herkömmliche geländegängige Gabelstapler Pate gestanden hatten. Zunächst die Modelle SM 30 und SM 50, Maschinen mit 3.000 und 5.000 kg Tragfähigkeit. Danach die SM 6010, in deren Typenbezeichnung sich bereits die maximale Tragfähigkeit von 6.000 kg und die größte erreichbare Hubhöhe von 10 m widerspiegeln.
Der Heckmotor der allradgetriebenen und allradlenkbaren Maschine ist mit dem Hydraulikaggregat äußerst tiefliegend angeordnet und der Lagerbock für das Hubarmhauptgelenk in einer weitgehend durchsichtigen Konstruktion bis auf Kopfhöhe des Fahrers hochgezogen. Das gab schon damals dem Fahrer eine recht gute Sicht in den rückwärtigen Fahrraum der Maschine. Alles Merkmale, die letztendlich wenige Jahre später bei MERLO zu der PANORAMIC-Modellreihe führen sollten.
Schon an den auf starren Hauptrahmen aufgebauten SM-Maschinen war die Kabine bereits ganz vorn links angeordnet und gab durch eine weit in den Dachbereich hochgezogene gewölbte Frontscheibe dem Fahrer auch eine mühelose Sicht auf maximal gehobene Lasten. Ein für Herbert Hartkämper wichtiges Kriterium, denn er baute sich bald selbständig einen Zusatzausleger, den er mit der Schnellwechseleinrichtung am Auslegerkopf aufnehmen konnte. Das brachte durch die zusätzliche nach oben gehende Kröpfung des Zusatzteiles nicht nur eine Vergrößerung der effektiven Hubhöhe, sondern auch der Ausladung. Beides sind beim stählernen Fachwerkhallenbau hub-technologische Notwendigkeiten, da die zu montierenden Träger- und Binderkonstruktionen aus Balanciergründen mit Seil-, Ketten- und Bandgehängen zu heben sind. Und das ist stets mit einer Einbuße an effektiver Hubhöhe verbunden.

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Herbert Hartkämper war es auch, der MERLO veranlasste, die SM 6010 mit zwei hydraulischen Bugabstützungen nachzurüsten. Einzeln ansteuerbar ermöglichten diese nun im Zusammenwirken mit der hinteren Pendelachse die Maschine auf jedem Untergrund vertikal zu stabilisieren. Die Stützenteleskope sind in jeweils zwei übereinander liegenden Punkten mit den Stützarmen verbolzt und können zur Verbreiterung der seitlichen Stützbasis durch Umstecken des unteren Bolzens aus der Vertikalen in zwei Stellungen nach außen abgespreizt werden.
Diese besondere Abstützung gab der Maschine auch eine ausreichende Standsicherheit, um sie bei der Hallenmontage mit der dann nötigen Hubarbeitsbühne einsetzen zu können. Eine Ausrüstung, die wie der selbst gefertigte Zusatzausleger mit der Schnellwechseleinrichtung am Hubarmkopf aufgenommen wird.
Für eine Fahrt der Hubarbeitsbühnen oder Staplergabeln ohne jede Neigungsänderungen in beliebiger Höhe sorgt ein spezieller Hebel, der zwischen der Hubarmwurzel und dem rechten Seitenholm der Fahrerkabine angeordnet ist. Zu erwähnen ist noch, dass bereits die SM 6010 über die hydraulische Seitenverschwenkbarkeit des Oberwagens verfügte, mit der auch heute noch die meisten MERLO-PANORAMIC-Maschinen ausgestattet sind.

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Herbert Hartkämper: ?Man könnte leicht auf den Gedanken kommen, wir hätten uns mit der SM 6010 der Pflege der Baumaschinenhistorie verschrieben. Weit gefehlt! Die Maschine ist bei uns noch heute, nach 18 Jahren und weit über 10.000 bereits abgeleisteten Betriebsstunden, täglich im Montageeinsatz. Dieser Effekt ist hauptsächlich ihrer durchdachten und robusten Konstruktion, sowie ihrer hohen Fertigungsqualität zu verdanken. Zwei Aspekte, die uns bewogen haben, unseren aktuellen Hebezeugpark um eine MERLO ROTO 40.18 EV und eine ROTO 45.21 MCSS zu erweitern."

[Fotos: Merlo]

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