Merlo P 101.10 HM - Neues Einsatzgebiet im Wasserbau

[Bauforum24 1.304]

Bei der Wasserstraßenunterhaltung und -sicherung werden Merlo-Teleskopmaschinen eingesetzt

Wie viele andere Umschlag-, Transport- und Beschickungsmaschinen fanden auch die Teleskopmaschinen zunächst in den Baubetrieben ihren größten Einsatzsektor und damit auch ihre intensivste Nachfrage.
Das lag einmal an dem immensen Transportvolumen, das die Bauwirtschaft an Baustoffen, Baumaterialien und Bauproduktionsmitteln bei jedem Bauvorhaben mehrmals zu bewegen hat.
Schließlich muss jede Baustelle neu eingerichtet, betrieben und wieder abgeräumt werden. Zudem sind alle benötigten Produktionsmittel im Bauverlauf mit großer Sorgfalt auf Instandhaltungsflächen zu bringen und nach Abschluss der Bauarbeiten wieder mit großer Sorgfalt geordnet einzulagern.
Dabei, und das ist der zweite wichtige Vorteil der Teleskopmaschinen, sind die Arbeitskoordinaten und die Funktionsweise des meistens mehrschüssigen Teleskopauslegers erwiesenermaßen unschlagbar. Der Ausleger zeichnet sich durch große Reichweiten und -höhen und durch die mit ihm mögliche präzise Linearbewegung der zu behandelnden Transport- und Hublasten aus. An dritter Stelle steht auf der Auswahlliste die nahezu unbegrenzt variable Aus- und schnelle Umrüstbarkeit der Teleskopmaschinen, und damit die Möglichkeit, sie kurzfristig sehr genau an sich ändernde Arbeitsbedingungen anpassen zu können.
Werden diese Vorteile wie bei der MERLO PANORAMIC 101.10 HM noch mit einer maximalen Tragfähigkeit von 10.000 kg kombiniert, stoßen die Teleskopmaschinen in neue Einsatzgebiete vor. Ein derartiger Bereich sind zum Beispiel die Arbeitsfelder der Wasser- und Schifffahrtsämter (WSA), die sich um die funktions- und sicherheitstechnische Unterhaltung unserer Wasserstraßen zu kümmern haben. Aber auch auf dem Gebiet des Bootsbaus und der marinen Freizeitgestaltung werden immer häufiger die funktionalen Vorzüge von Teleskopmaschinen geschätzt.

Eine wesentliche Aufgabe der WSA ist es, die Wasserstraßen eindeutig zu kennzeichnen.
In flacheren Küstenbereichen, die Gezeitenwechseln unterliegen, erfolgt das mit auf dem Grund fixierten, sonst aber schwimmenden Bojen, sogenannten Tonnen. Diese werden von speziellen Tonnenlegern ausgesetzt und gewartet. Schwerwiegende Schäden müssen jedoch an Land beseitigt werden, wo auch ihre Zwischenlagerung erfolgt. Dort ist das Arbeitsfeld der schweren Teleskopmaschinen, die ältere automobile Wippkrane ablösen. Derartige Markierungstonnen wiegen bis zu 5.000 kg, so dass diese Arbeiten aus dem MERLO-Teleskopmaschinenprogramm nur die P 101.10 HM, hub- und tragstärkste Serienmaschine des Marktes, verrichten kann. Sie bringt eine Eigenmasse von 15.300 kg und eine maximale Reichweite von 5.700 mm. Dies erweist sich als vorteilhaft, wenn die zu verlegenden Markierungstonnen aus dem üblichen Flächenlager gezielt herausgehoben werden und zur Übernahme durch den Tonnenleger bereitgestellt werden müssen.
Aber auch im Werkstattbereich sind sie unverzichtbar. Dort wird oft ihre maximale Hubhöhe von 9.800 mm gebraucht. Da auf den in der Regel befestigten Betriebsflächen der WSA mit dem 20 km/h schnellen Transportgang der P 101.10 HM gefahren werden kann, erreichen die schweren MERLOS vergleichsweise kurzzeitige Arbeitszyklen und somit einen hohen Auslastungsgrad.
Beim Transport der häufig in Band- oder Kettengehängen an einer Lasthakentraverse der Maschine angeschlagenen Markierungstonnen erwies sich der feinfühlig ansteuerbare Hydrostatikantrieb der MERLO P 101.10 HM laut Hersteller als optimal: Er ermöglicht ruckfreies Anfahren, Beschleunigen und Verzögern und vermeidet das stets mit vielen negativen Folgen auftretende Lastpendeln.

Vorteilhaft ist aber auch der schnelle Ausrüstungswechsel, so dass die Maschine bei sich rasch ändernden Lastarten innerhalb weniger Minuten vom Hebezeug mit Lasthaken zu einem Gabelstapler geändert werden kann.
Alle diese Vorteile der MERLO P 101.10 HM werden fast im gleichen Umfeld auch von den Bootswerften und Yachthafenbetreibern genutzt. Hier werden sowohl sperrige Bootselemente und -materialien als auch die aufwändig gefertigten und daher sehr teuren Fertigprodukte von den Hellingen gehoben, in Zwischenlager gebracht und schließlich auf die Transportanhänger verladen. An Traversen mit langen und breiten Bandschlingen sowie mit feinen Hub-, Fahr-, Lenk- und Absenkbewegungen. Beim exakten Positionieren der Teleskopmaschine zur Lastaufnahme und -abgabe erweisen sich auch die drei mit einfachen Kippschalterbewegungen gegeneinander wechselbaren Lenkarten, Vorderachs-, Rund- und Krabbenlenkung, der allradlenkbaren P 101.10 HM und deren am Kopf maximal ± 185 mm seitlich verschwenkbarer Teleskophubarm als vorteilhaft.

Verständlich, dass bei diesen schweren, sperrigen und äußerst empfindlichen Hub- und Transportgütern größter Wert auf Sicherheit gelegt wird. Bei der MERLO PANORAMIC 101.10 HM sorgen Drucksensoren an der Hinterachse für eine laufende Standsicherheitskontrolle. Nähert man sich den Standsicherheitsgrenzwerten bis zu einem voreingestellten Schwellenwert, wird der Fahrer darüber in der Kabine durch eine audio-visuelle Warnanzeige informiert.
Wird der Standsicherheitsgrenzwert erreicht, werden die Seitenverschwenkbarkeit des Hubarms,
der Querneigungsausgleich der Maschine und alle das Lastmoment der Maschine vergrößernden
Hydraulikfunktionen selbsttätig blockiert. Dann können nur noch der Hubarm eingezogen und die Last abgesenkt werden. Um Überlastungsschäden im Hydrauliksystem und daraus resultierende unkontrollierte Lastbewegungen auszuschließen, sind die Schläuche und Leitungen zu den Hydraulikzylindern der Arbeitshydraulik mit Lasthalteventilen versehen. Für automobile Maschinen, die auf Werften, in Häfen oder in Uferbereichen arbeiten, ist es zudem besonders wichtig, dass sie wie die MERLO P 101.10 HM mit einer Feststellbremse ausgestattet sind, die sich beim Abstellen des Motors automatisch schließt.

Autor: Prof. Dipl.-Ing. Gernot Kotte

[Fotos: Merlo]

bearbeitet 25. Oktober 2006 von Bauforum24