Bauforum24 1.298 Geschrieben 23. August 2006 Geschrieben 23. August 2006 Bagger fahren ? für manche jungen Leute wird dieser Kindertraum Realität. Nämlich dann, wenn sie eine Ausbildung zum Baugeräteführer absolvieren. Ein künftiger Baugeräteführer muss die modernen Baumaschinen aber nicht nur bedienen, sondern auch warten und reparieren können. Das alles lernen die Azubis während ihrer dreijährigen Berufsausbildung. Um den jungen Leuten die komplizierte Hydraulik dieser großen Maschinen möglichst plastisch zu vermitteln und damit letztlich mehr Verständnis für die technische Funktionsweise zu schaffen, hat sich das Ausbildungszentrum des Fachverbandes Bau in Geradstetten jetzt etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Einen Hydraulikbagger zum Selberbauen! Eine der Aufgaben für die angehenden Baugeräteführer im Ausbildungszentrum Bau lautet in Zukunft also, im Rahmen ihrer Ausbildung einen voll funktionstüchtigen Minibagger aus diversen Einzelteilen zu konstruieren. Das Interessante dabei: Die einzelnen Materialien für diesen ungewöhnlichen Bagger müssen möglichst selbst hergestellt werden. Nur spezielle Teile, wie z.B. der Motor oder die Hydraulikpumpe wurden zugekauft. Die Idee zu diesem ungewöhnlichen Projekt kam vom Straßenbau-Ausbildungsmeister Wilhelm Kiesel: ?Unser Zentrumsleiter bat mich, mir eine interessante Entwicklungsaufgabe für unsere Lehrlinge auszudenken, die nicht unbedingt im vorgegebenen Lehrplan steht. So bin ich auf den Gedanken mit dem Selbstbau eines Hydraulikbaggers gekommen", erklärt Kiesel. Auf einem Stück Vesperpapier hat er zunächst einen Konstruktionsplan skizziert, aus dem schließlich eine richtige Aufgabenvorlage wurde. Nach dieser Vorlage müssen nun die jungen Auszubildenden im 2. Lehrjahr innerhalb einer Woche einen Minibagger zusammenbauen. Das bedeutet z.B. alle Hydraulikleitungen selber biegen und mit diversen Schläuchen so verbinden, dass die Hydraulik später auch wirklich dicht ist, damit kein Öl rausspritzt.Die erste Gruppe von Bau-Azubis hat diese Aufgabe bereits hervorragend gelöst. Jetzt stehen sie um ihre Maschine aus eigener Produktion herum und freuen sich, dass alles auch tatsächlich funktioniert: Vor und zurück fahren, Hydraulikarm hoch und runter lassen, Greifer öffnen und schließen. Eben wie ein richtiger kleiner Bagger, nur dass er ohne das sonst übliche Schutzgehäuse ziemlich exotisch wirkt. "Diese Anlage hat einen Druck von 50 Bar", erklärt Kiesel. Zum Vergleich: Die ?echten" Geräte, an denen mit den Lehrlingen unter anderem die Fehlersuche und Wartung geübt wird, haben 300 bis 400 Bar Druck in der Hydraulik. Selbstverständlich dürfen und müssen die Azubis im Laufe ihrer Ausbildung auch auf den großen Baumaschinen ihre Fähigkeiten testen. Ihren Minibagger Marke Eigenbau haben sie aber besonders ins Herz geschlossen.?Die Arbeit am Selfmade-Bagger macht unseren Azubis sichtlich Spaß", freut sich auch Martin Kleemann, der Leiter des Ausbildungszentrums. ?Die Jungs und Mädchen sind mit einer wahren Begeisterung dabei. So ist Lernen ideal. Man bekommt viel vermittelt und hat außerdem noch Spaß bei der Sache. Wir werden deshalb auch in Zukunft dieses Konstruktionsprojekt als Bestandteil unserer Baugeräteführer-Ausbildung anbieten." Auf Grund seiner umfangreichen technischen Ausbildungsinhalte zählt der Baugeräteführer mittlerweile zu den beliebtesten Bauberufen. Der Erwerb des Führerscheins Klasse B steht übrigens auch mit auf dem Lehrplan. (Fotos: Fachverband Bau)Informationen zum Beruf Baugeräteführer/in:Der Baugeräteführer, der die mächtigen und teuren Maschinen wie z.B. Hydraulikbagger steuert, bestimmt den Ablauf auf der Baustelle entscheidend mit. Dabei zählt weniger Muskelkraft, sondern vielmehr technisches Know-how. Baugeräteführer kennen sich aus mit den anspruchsvollen Baumaschinen, können sie sicher führen und sind für die Instandhaltung verantwortlich. Auch beim Einrichten und Sichern von Baustellen sowie beim Vermessen arbeiten sie mit.3 Jahre Ausbildung inklusive FührerscheinDrei Jahre dauert die vielseitige Ausbildung zum Baugeräteführer. Auf dem Lehrplan steht auch der Erwerb des Führerscheins Klasse B. Während der Ausbildung wechseln sich Praxisunterricht im Betrieb mit theoretischer Ausbildung in der Berufsschule und praktischen Übungen im überbetrieblichen Ausbildungszentrum ab.?Lohnende" VergütungDie Bauberufe "lohnen" sich. Im ersten Jahr bekommt ein Auszubildender über 500,- ? monatlich, im zweiten mehr als 800,- ? und im dritten Ausbildungsjahr sogar über 1.000,- ?.Einstieg zum AufstiegNach einigen Jahren Berufspraxis kann man sich zum Vorarbeiter, Werkpolier, Polier, Bautechniker oder Meister weiterqualifizieren. Bei entsprechender Voraussetzung ist sogar ein Aufstieg zum Bauleitenden Ingenieur möglich. Weitere Infos zur Baugeräteführerausbildung und den anderen 15 Bauberufen sowie den fünf verschiedenen Ausbildungszentren gibt es beim Fachverband Bau Württemberg:Tel. 0711-64853-0 www.fachverband-bau.de Zitieren
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